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Gedankenexperimente Eine Familie philosophischer Verfahren

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ganz wertlos. Man bedarf offenbar unabhängiger Gründe, um für oder wieder die<br />

Fehlerhaftigkeit des <strong>Gedankenexperimente</strong>s zu argumentieren.<br />

Ich behaupte also nicht, daß solche Tests grundsätzlich nutzlos sind. Im Gegenteil mögen sie in<br />

vielen Fällen schlechte <strong>Gedankenexperimente</strong> aussortieren. Aber die Anwendung auf Parfits<br />

Teilungsszenario legt nahe, daß es gerade die schwierigen und interessanten Fälle sind –also jene,<br />

in denen ein Test wirklich nötig wäre– in denen der Test nur eine Komplikation darstellt, die uns<br />

einer Antwort nicht näher bringt.<br />

4.3.4.3 Indirekte Einwände<br />

Dieses Ergebnis ist in gewisser Weise eine Enttäuschung. Gerade in philosophisch schwierigen<br />

Fällen neigen die behandelten Tests dazu, zu versagen. Aber das Ergebnis kommt im Grunde<br />

nicht überraschend. Es ist ja nicht so, als seien alle hier behandelten Einwände und Tests in der<br />

objektphilosophischen Diskussion nie thematisch geworden. Im Gegenteil, Parfits<br />

Teilungsszenario ist unter anderem deswegen so schwierig zu behandeln, weil auch Einwände<br />

und Tests nicht konklusiv erscheinen.<br />

Die Lehre aus diesen Schwierigkeiten ist, daß man nicht erwarten sollte, die Tests oder auch<br />

unsere theoretische Erfassung der Beispiele könnten alle objektphilosophischen Probleme (wie<br />

die schwierigen Fragen bezüglich personaler Identität) lösen. Dies bestätigt die oben gemachte<br />

Aussage, daß <strong>Gedankenexperimente</strong> ebenso argumentative Züge im philosophischen Spiel sind<br />

wie die Kritiken an <strong>Gedankenexperimente</strong>n, die wir hier untersuchen und die Antworten auf<br />

diese Kritiken. Endgültige Tests sind – sehen wir einmal vom Nachweis logischer Inkonsistenzen<br />

ab – nicht zu haben.<br />

<strong>Eine</strong> Möglichkeit, <strong>Gedankenexperimente</strong>n, die zugleich Gegenbeispiele sind, einen Fehler<br />

nachzuweisen, besteht darin, eine klare, allgemein überzeugende Antwort auf einen Test im Stile<br />

der drei genannten zu erhalten. Aber typischerweise funktionieren Einwände gegen schwierige<br />

Gegenbeispiele anders. Sie widerlegen die Gegenbeispiele nicht direkt, sondern deuten eine<br />

Möglichkeit an, wie eine Widerlegung aussehen könnte. Auch das Aufzeigen einer Möglichkeit<br />

wie etwa der, daß im Teilungsfall vielleicht gar keine psychologische Kontinuität gegeben ist,<br />

kann die Diskussionslage bereits verändern – und wenn es nur dazu führt, daß nun nach<br />

Gründen gesucht wird, die diese These stützen oder widerlegen könnten.<br />

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