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Gedankenexperimente Eine Familie philosophischer Verfahren

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should we drink it? (5) and (8) imply that for each time t, we should not drink the wine at t,<br />

because a perferable [sic!] strategy would prescribe drinking it a t+Δ or some Δ. On the other<br />

hand, for any time t, a strategy prescribing that we drink the wine at t will be rationally preferable<br />

to one prescribing that we never drink the wine, so by (5) and (8) it is rationally obligatory that we<br />

drink the wine at some time, but also rationally obligatory that we not drink it at each particular<br />

time. In other words, (5) and (8) issue inconsistent prescriptions and hence conflict with the<br />

principle of the consistency of rationality. It follows that they must be incorrect. 345<br />

Pollocks wie mir scheint vernünftige Reaktion auf diesen Fall besteht darin, darauf zu beharren,<br />

daß seine Formulierungen für alle aktualen und irgendwie für ethische Debatten relevanten Fälle<br />

völlig ausreichend sind. Das Gedankenexperiment ist ein Gegenbeispiel gegen Pollocks These,<br />

doch das Szenario ist ein leicht zu isolierender Randfall, dessentwegen wir eine in allen relevanten<br />

Fällen gut funktionierende Theorie nicht aufgeben müssen.<br />

So einfach geht es typischerweise nicht zu. In vielen Fällen ist gerade umstritten, was einen Fall<br />

zu einem Sonderfall macht und dementsprechend ob das Szenario relevant ist oder nicht. Sehen<br />

wir uns ein berühmtes Beispiel an, das gerne mit einem solchen Einwand bedacht wird, Parfits<br />

My Division, das ich in Kapitel 3.2.2.2 bereits vorgestellt habe.<br />

<strong>Eine</strong> der Folgerungen, die Parfit aus seinem Szenario ziehen möchte, lautet: Personale Identität<br />

ist keine Voraussetzung für psychologische Kontinuität. Der Patient, der weiß, daß er geteilt wird,<br />

so Parfits Diagnose, kann planen, was seine beiden Nachfolger tun sollen, er kann hoffen, daß sie<br />

seine Wünsche ausleben und er kann Vorbereitungen für seine Nachfolger anstellen. Diese<br />

wiederum werden sich an die Pläne erinnern. 346<br />

Wie sieht nun der Einwand gegen Parfit aus? Er besagt, daß psychologische Kontinuität zwar<br />

personale Identität nicht begrifflich impliziert, daß aber in normalen Fällen der Anwendung<br />

dieser Begriffe personale Identität sehr wohl Voraussetzung ist für psychische Kontinuität. Kurz,<br />

warum sollten wir aus diesen Randfällen etwas darüber lernen, wie es sich im Regelfall verhält?<br />

Anstatt zu folgern, daß personale Identität niemals wichtig ist, könnte man genauso gut sagen,<br />

daß obwohl in diesem Fall die Frage nach der Identität der Person leer ist, sie in normalen Fällen<br />

der Anwendung sehr wohl sinnvoll ist.<br />

345 Pollock [hdyM] 417. Zur Erläuterung hier was (5) und (8) besagen:<br />

„(5) A is rationally obligatory iff A is prescribed by some maximal strategy which is rationally preferable to any<br />

maximal strategy which does not prescribe A.” Pollock [hdyM] 413.<br />

“(8) A maximal strategy S is rational preferable to another S # iff there is a time t0 such that for every time t later than<br />

t0, E(St) > E (St # ).” Pollock [hdyM] 414. E(S) ist “the expectation value”.<br />

346 Um zu diesem Ergebnis zu kommen, muß Parfit allerdings Quasi-Absichten und Quasi-Erinnerungen einführen,<br />

denn es gibt einen Sinn, in dem ich nicht die Absicht haben kann, daß jemand anderes (und sei er auch mein<br />

Nachfolger) meine Ferien verbringt. Ob dieses Manöver Parfits aussichtsreich ist, sei dahingestellt.<br />

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