Gedankenexperimente Eine Familie philosophischer Verfahren
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Kapitel 3.2.3. Der vierte Ansatz schließlich, den man in Quines Bemerkung hineinlesen kann,<br />
betont, daß es zentrale und weniger zentrale Anwendungen von Begriffen gibt, und<br />
problematisiert <strong>Gedankenexperimente</strong>, die mit Randfällen arbeiten. Da dieser Ansatz im Grunde<br />
nicht die Beurteilbarkeit bemängelt, sondern die fehlende Relevanz bestimmter Szenarien,<br />
bespreche ich ihn im Kapitel 4 zur Relevanz (und zwar in 4.3).<br />
3.2.1 Wir und die Leute im Szenario: <strong>Eine</strong> verwirrende Fragestellung<br />
Häggqvist gibt eine Interpretation des Quineschen Einwandes, in der die Unklarheit, welche Teile<br />
der Debatte durchzieht, deutlich zu Tage tritt:<br />
[...] in unprecedented circumstances, the proper way to describe the situation is indeterminate; or<br />
at least, it is not determined by preceding situations or earlier usage. [...] However, what Quine,<br />
like Fodor, has in mind is of course radically unprecedented and counterfactual situations. In<br />
these some of the many fairly theoretical sentences containing the word (and hence, according to<br />
holism, contributing to its meaning) would have another truth value. How we would respond to<br />
such a disruption of central parts of our web of belief (to use a metaphor Quine cherishes) is a<br />
question which cannot be answered before rather much consistent counterfactual background is<br />
supplied. 266<br />
Häggqvist hat zunächst eine einigermaßen klare Interpretation der Bemerkung Quines vor<br />
Augen: Im relevanten Sinne fremde Szenarien sind nicht beurteilbar, weil offen bleiben muß, wie<br />
sie korrekt beschrieben werden sollten. Das ist der Einwand, den wir schon von Kathleen Wilkes<br />
kennen. Im letzten Satz des Zitats verwandelt sich die Frage, ob wir sehr fremde Szenarien<br />
beschreiben können -genau wie bei Wilkes- unter der Hand in die Frage, wie wir in diesen<br />
Szenarien reden würden oder welche Meinungen wir hätten, befänden wir uns in der<br />
beschriebenen Situation!<br />
Verschiedene Autoren haben darauf verwiesen, daß dieser Wechsel der Fragestellung so<br />
uninformativ wie unzulässig ist. Solange wir wie in den allermeisten <strong>Gedankenexperimente</strong>n<br />
fragen, was der Fall wäre, wenn Szenario S der Fall wäre, ist es ganz unerheblich was die<br />
Bewohner des Szenarios denken oder sagen. Um diese Botschaft an den Philosophen zu bringen,<br />
zitiert Sorensen eine Trickfrage, die er Abraham Lincoln zuschreibt: 267 Wenn Schwänze „Beine“<br />
genannt würden, wie viele Beine hätte dann ein Hund? Die Antwort ist: „vier“. <strong>Eine</strong>n Schwanz<br />
ein Bein zu nennen, macht ihn nicht zu einem Bein. Cohnitz faßt die Ablehnung von Kritiken an<br />
266 Häggqvist [TEiP] 37.<br />
267 Sorensen [TE] 283f.<br />
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