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Gedankenexperimente Eine Familie philosophischer Verfahren

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Wahrscheinlichkeit beträgt also wieder ½. Die erste Münze muß aber entweder golden oder<br />

silbern sein. Also beträgt die Wahrscheinlichkeit, daß wir die GS-Schachtel gezogen haben, genau<br />

½.<br />

Die Wahrscheinlichkeit, die GS-Schachtel zu wählen, beträgt selbstverständlich nur 1/3. Diese<br />

Beurteilung ist so einleuchtend, daß die Aufgabe darin besteht, herauszufinden, was mit dem<br />

obigen Argument nicht in Ordnung ist.<br />

Wie Bertrands Box Paradox zeigt, sind nicht alle unsere Beurteilungen per se unzuverlässig. Auf<br />

solch eine Idee kommt man meist, weil man ein falsches Bild davon hat, wie wir in unseren<br />

Beurteilungen vorgestellter Szenarien gerechtfertigt sind. Wer in dieser epistemologischen Frage<br />

den Begriff der Intuition ins Zentrum stellt, wie es bei der Rede von Intuitionspumpen nahe liegt,<br />

verfällt schnell der Ansicht, diese Intuitionen seien bloße Intuitionen und per se unzuverlässig. In<br />

Teil III der Arbeit werden Ansätze zur Sprache kommen, die davon ausgehen, daß alle<br />

<strong>Gedankenexperimente</strong> nur Intuitionspumpen sind oder daß eine charakteristische Schwäche von<br />

<strong>Gedankenexperimente</strong>n darin besteht, daß sie stets als Intuitionspumpen umgedeutet werden<br />

können. Diesen Kritiken läßt sich am Besten begegnen, wenn wir uns vorher ein genaues Bild<br />

von Elementen und Funktionsweise von <strong>Gedankenexperimente</strong>n machen. Wie wir sehen<br />

werden, basieren solche Sichtweise meist auf einer falschen Konzeption von GE, was die<br />

Wichtigkeit einer genauen Untersuchung des <strong>Verfahren</strong>s, wie sie hier in Teil I durchgeführt wird,<br />

unterstreicht.<br />

1.1.3 Was wird argumentativ ausgenutzt?<br />

Ich unterscheide die argumentative Funktion von <strong>Gedankenexperimente</strong>n danach, welche<br />

Elemente des <strong>Gedankenexperimente</strong>s jeweils philosophisch ausgenutzt werden, was also der<br />

Träger der Funktion ist. Vier Fälle scheinen mir von grundsätzlichem Interesse zu sein.<br />

Ausgenutzt werden kann erstens eine einzelne Beurteilung eines Szenarios. Zweitens können die<br />

Beurteilungen mehrerer Szenarien verglichen werden oder in anderer Weise gemeinsam<br />

philosophisch ausgenutzt werden. Drittens wird oft der modale Status des Szenarios<br />

argumentativ ausgenutzt. Und viertens kann die Ausnutzung bereits in der Beurteilung des<br />

Szenarios bestehen.<br />

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