07.04.2013 Aufrufe

Gedankenexperimente Eine Familie philosophischer Verfahren

Gedankenexperimente Eine Familie philosophischer Verfahren

Gedankenexperimente Eine Familie philosophischer Verfahren

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

4.1.2 <strong>Eine</strong> Begründung der Einschränkung mittels Relevanzüberlegungen<br />

Donagans Einschränkung stellt sich bislang so plausibel wie unnütz dar. Trotzdem haben wir<br />

bislang keine Begründung für sie gesehen, auch wenn meine Reaktion auf Donagans Beispiele<br />

verräterisch ist. Ich habe versucht zu zeigen, daß die von ihm angeführten Szenarien oder<br />

zumindest alternative, in allen ethisch relevanten Punkten ähnliche Szenarien keineswegs<br />

naturwissenschaftlich unmöglich sind. Aber sehen wir uns Donagans Begründung an: Hebräischchristliche<br />

Ethik, wie wir sie laut Donagan betreiben, beruht auf gewissen Voraussetzungen. <strong>Eine</strong><br />

dieser Voraussetzungen lautet<br />

The world man inhabits is a system of nature, in which events occur according to morally neutral<br />

laws. 319<br />

In Argumentform gebracht, sieht Donagans Begründung ungefähr so aus:<br />

(1) Anwendungsbereich der Ethik ist menschliches Verhalten.<br />

(2) Menschliche Verhalten gibt es nur in Situationen, die gemäß irgendeinem Set von<br />

Naturgesetzen möglich sind.<br />

(3) Also sind nur solche Szenarien für die ethische Diskussion relevant, die gemäß<br />

irgendeinem Set von Naturgesetzen möglich sind.<br />

Ich habe in der bisherigen Diskussion an verschiedenen Stellen eine stärkere These als Donagans<br />

diskutiert. Läßt sich Donagans Argument überzeugend auf diese stärkere These übertragen?<br />

Dazu müssen wir wohl Prämisse (2) austauschen:<br />

(2’) Solches menschliches Verhalten gibt es nur in Situationen, die den aktualen<br />

Naturgesetzen gehorchen.<br />

(3’) Also sind nur solche Szenarien für die ethische Diskussion relevant, die mit den<br />

aktualen Naturgesetzen konsistent sind.<br />

Vor allem ein Punkt an diesem Argument ist mangelhaft. Man hätte gerne eine Begründung für<br />

Prämisse (2’). Prämisse (2) scheint mir selbstevident zu sein, aber warum sollten andere<br />

Naturgesetze menschliches Verhalten verhindern? <strong>Eine</strong> Antwort hängt ganz davon ab, an welche<br />

Art Naturgesetze man denkt. Gäbe es menschliches Verhalten, wenn die Gesetze der<br />

Thermodynamik seit jeher andere wären? Man weiß nicht recht, was man antworten soll, wenn so<br />

Beweislast bei den Zweiflern liegt. Wenn jemand z.B. anzweifelte, daß der Organklaufall möglich ist, so läge die<br />

Beweislast sicherlich bei ihm.<br />

319 Donagan [ToM] 35.<br />

162

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!