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Gedankenexperimente Eine Familie philosophischer Verfahren

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In den Teilen II und III tritt ein zentrales Problem der bisherigen Debatte zu Tage.<br />

<strong>Gedankenexperimente</strong> werden häufig als eine Art Abkürzung der philosophischen Diskussion<br />

verstanden, als besonders schneller und sicherer Weg zu philosophischen Ergebnissen, der die<br />

Schwierigkeiten <strong>philosophischer</strong> Theoriebildung umgeht. Diese Auffassung, implizit sowohl in<br />

den Texten vieler Freunde als auch vieler Kritiker des <strong>Verfahren</strong>s, ist grundlegend falsch. 10 Sie<br />

findet ihre Entsprechung in der metaphilosophischen Debatte, die zu dem Versuch neigt, die<br />

Niederungen objekt<strong>philosophischer</strong> Debatten mit einem schnellen metaphilosophischen<br />

Argument abkürzen zu wollen. Doch auch dieser Versuch ist zum Scheitern verurteilt. 11 Das<br />

<strong>Verfahren</strong> Gedankenexperiment ist wertvoll und nützlich; das wird aber erst sichtbar, wenn man<br />

es nicht mit unplausiblen Ansprüchen überfrachtet.<br />

0.2 Probleme meta<strong>philosophischer</strong> Untersuchungen<br />

Noch zwei Warnungen zur Beschäftigung mit Metaphilosophie, die ihre eigenen Fallstricke<br />

gespannt hat: <strong>Eine</strong> Besonderheit des Themas <strong>Gedankenexperimente</strong> besteht in dem Umstand,<br />

daß in gewissem Sinne natürlich jeder Philosoph <strong>Gedankenexperimente</strong> kennt und mit ihnen<br />

umzugehen weiß. Sie sind fester Bestandteil der philosophischen Praxis, und insofern er an dieser<br />

philosophischen Praxis teilhat, besitzt auch jeder Philosoph ein Wissen davon, wie<br />

<strong>Gedankenexperimente</strong> funktionieren. Aber ähnlich wie eine kompetente Verwendung der<br />

eigenen Sprache einen noch lange nicht zu einem guten Sprachwissenschaftler macht, so hat man<br />

mit der kompetenten Verwendung von philosophischen <strong>Verfahren</strong> noch keine überzeugende<br />

Theorie in der Hand, wie diese <strong>Verfahren</strong> funktionieren. Für die philosophischen Leser dieser<br />

Arbeit bedeutet das leider, daß sie möglicherweise von dem Gefühl begleitet sein werden, jeweils<br />

schon zu wissen, was ich niederschreibe. Ich kann nur um Geduld bitten und auf die speziellen<br />

Tücken eines Themas verweisen, das jedermann dazu einlädt, sich als Experte zu fühlen.<br />

<strong>Eine</strong> zweite Besonderheit des Themas, die zu Warnungen Anlaß gibt, ist der Grund dafür, daß<br />

Metaphilosophie im Allgemeinen keinen guten Ruf hat. Angesichts der interessanten<br />

objektphilosophischen Themen, zu denen <strong>Gedankenexperimente</strong> ersonnen wurden, gibt es eine<br />

große Versuchung für Metaphilosophen. Jedes Beispiel eines <strong>Gedankenexperimente</strong>s lädt ein,<br />

sich über das (objektphilosophische) Thema auszulassen, zu dem das Gedankenexperiment<br />

10 Siehe vor allem Kapitel 6.<br />

11 Siehe die nachfolgenden Bemerkungen und vor allem Kapitel 5.3.4.<br />

7

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