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<strong>Leistungsf</strong>örderndes Entgelt im Handwerksbetrieb Seite 15<br />
Fällen in der Praxis nicht der Fall. 14 Transparenz in dieser Hinsicht ist aber wesentlich<br />
für das Funktionieren des LES – und ohnehin ein Zeichen vernünftiger, professioneller<br />
Betriebsführung im Handwerk. Das bedeutet nicht, dass den Mitarbeitern sämtliche<br />
Erfolgsdaten des Unternehmens bekannt sein müssen; es heißt lediglich, dass die<br />
Mitarbeiter den Ist-Zustand bei jenen Zielkriterien kennen sollten, die für das LES von<br />
Bedeutung sind. Ansonsten wird sich sehr schnell das Gefühl von Willkür und Ungerechtigkeit<br />
breit machen, das für das zielgerichtete Funktionieren von LES außerordentlich<br />
schädlich ist.<br />
Bei der Diskussion des Ist-Zustands der Zielerreichung sollte der Berater/die Beraterin<br />
auch herausfinden, ob der betreffende Handwerksbetrieb in der aktuellen Situation<br />
wirtschaftlich gesund ist, d. h. ob Betrachtungen der Rentabilität des Betriebes, der<br />
Liquiditätssituation, der Kapazitätsauslastung etc. zu befriedigenden Ergebnisse führen.<br />
Die Einführung von LES ist nämlich in aller Regel kein Mittel zur Überwindung akuter<br />
Krisensituationen. Bei guter Gestaltung und Ausführung kann die Einrichtung von LES<br />
über erhöhte Mitarbeitermotivation zu einer besseren Zielerreichung führen; jedoch wird<br />
die Veränderung auch bei optimalem Management während der Planungs- und der<br />
Einführungsphase ...<br />
• ... Kapazitäten bei Betriebsinhabern/-innen wie auch bei Mitarbeitern/-innen<br />
binden (denn das neue LES muß entwickelt, erprobt, kommuniziert und diskutiert<br />
werden) 15 und<br />
• ... zu erhöhter Unsicherheit und Reibungsverlusten führen (weil die Sicherheit,<br />
die mit dem bisherigen reinen Zeitlohn verbunden war, den Mitarbeitern/-innen in<br />
jedem Fall verloren geht, 16 und weil es in der Einführungsphase eines solchen<br />
Systems mit hoher Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten und Anpassungsbedarfe<br />
gibt).<br />
14 Ein vielleicht illustratives Beispiel: In einem Lehrgang zum Betriebswirt/zur Betriebswirtin (HWK)<br />
werden die Lehrgangsteilnehmer/-innen im Rahmen des Unterrichtsfachs „Marketing“ gebeten, in<br />
zwei bis drei Minuten die (Marketing-)Ziele ihres Unternehmens zu notieren. Einer der Teilnehmer,<br />
der aus einem sehr großen Handwerksbetrieb kommt, notiert auffälligerweise nichts. Auf Nachfragen<br />
antwortet er: „Ich kann dazu nichts sagen, weil ich das nicht weiß. Aber niemand bei uns weiß<br />
das – der Chef auch nicht!“<br />
15 Siehe zum Einführungsprozeß auch Abschnitt 8.<br />
16 Vgl. BECKER, Die Taube auf dem Dach, 2003, S. 23. Dieser Autor spricht (S. 24) zu recht davon,<br />
dass ein gewisses Maß an „kreativer Unruhe“, von der Einführung eines LES erzeugt, für einen<br />
Betrieb sicher nützlich ist, dass aber eben nicht zuviel davon produziert werden darf.