Leistungsf
Leistungsf
Leistungsf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Leistungsf</strong>örderndes Entgelt im Handwerksbetrieb Seite 57<br />
Mitarbeitermotivation auf leistungsorientiertes Entgelt verkürzen zu wollen. Die Überle-<br />
gungen in diesem Leitfaden und dementsprechend auch die Beratungspraxis sollen<br />
leistungsförderndes Entgelt immer nur im Zusammenhang aller Möglichkeiten der<br />
Mitarbeitermotivation sehen. Das zentrale Element der Motivation gerade des erfolgr-<br />
eichen Handwerksbetriebs, die freundliche, humorvolle, verständnisvolle, sachgerechte,<br />
fördernde und im Sinne der Weiterentwicklung auch vernünftig kritisierende Mitarbeiter-<br />
führung ist durch nichts zu ersetzen!<br />
Weiterhin sind aus der organisationspsychologischen Theorie Situationen bekannt, in<br />
denen materielle Anreize (also z. B. die aus einem LES)<br />
• möglicherweise kontraproduktiv wirken und die z. B. aus der Tätigkeit selbst<br />
stammende (intrinsische) Motivation der Mitarbeiter/-innen stören 52 oder<br />
• bei postmaterialistisch eingestellten Mitarbeitern/-innen ihr Ziel verfahlen, bei<br />
materialistisch eingestellten Mitarbeitern jedoch eine einseitige Orientierung an<br />
solchen Anreizen verstärken.<br />
Solchen Einwänden ist wiederum nur entgegenzuhalten, dass es<br />
• darauf ankommt, vor der Einführung eines LES darüber Klarheit zu erlangen, was<br />
die Mitarbeiter/-innen motiviert – und dies am besten im unmittelbaren Dialog, der<br />
den Mitarbeitern zu gleich auch die beabsichtigten Wirkungen bewußt macht 53<br />
• bei der Einführung eines LES nie um eine isolierte, unverbundene Maßnahme<br />
gehen darf. LES verdrängen nicht andere Komponenten der Führung oder des<br />
Anreizsystems. Erfolge im Rahmen des LES dürfen sich nicht nur „abgestumpft“ in<br />
der Gehaltsabrechnung wiederfinden, sondern müssen wahrgenommen,<br />
kommuniziert und ggf. auch lobend erwähnt werden. Erfahrungsgemäß erhalten<br />
die meisten Mitarbeiter nämlich recht gern einmal eine „nichtmaterielle“ Anerkennung,<br />
wenn sie ehrlich gemeint, angemessen kommuniziert und nicht übertrieben<br />
dargestellt ist.<br />
52 Ein Beispiel gibt von HEIN, Mitarbeitermotivation, 2001, S. 142: „Als der Chef dieses neue Entlohnungssystem<br />
vorschlug, stieß er bei mehreren Mitarbeitern auf totales Unverständnis. Zum<br />
einen konnten und wollten sie die komplizierten Zusammenhänge des Prämiensystems nicht<br />
verstehen und zum anderen stellten sie dessen Sinn in Frage. Sie erklärten, sie hätten in der<br />
Vergangenheit auch ohne Prämiensystem ordentliche Arbeit geleistet und wieso denn der Chef<br />
darauf käme, dass sie dazu künftig nicht mehr bereit seien.<br />
53 Vgl. v. ROSENSTIEL, Grundlagen der Organisationspsychologie, 2003, S. 419