Altstadt-Wernigerode - Volksstimme
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Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept <strong>Altstadt</strong>-<strong>Wernigerode</strong><br />
1.1 Historische Entwicklung<br />
Die Entwicklung <strong>Wernigerode</strong>s vollzog sich bis Ende des 19. Jahrhunderts –<br />
von einzelnen später eingemeindeten Dorflagen abgesehen – nahezu ausschließlich<br />
auf dem Gebiet der heutigen <strong>Altstadt</strong>.<br />
Der Ursprung von <strong>Wernigerode</strong> geht wahrscheinlich auf eine Niederungsburg<br />
zurück, die in Ottonischer Zeit an der Handelsstraße Goslar-<br />
Halberstadt gebaut wurde und sich zu einem Marktflecken entwickelte. Der<br />
Ort war weder Pfalz noch Bischofssitz und wurde erstmals im Jahr 1121<br />
urkundlich erwähnt.<br />
Die strategisch günstige Lage am Schnittpunkt mehrerer Straßen sowie am<br />
nördlichen Fuße des Harzgebirges bot günstige Voraussetzungen für die<br />
Ansiedlung von Handel und Handwerk.<br />
Den ältesten Teil der Stadt bildet der Klint, eine Anhöhe hinter dem Rathaus.<br />
Archäologische Funde sprechen dafür, dass hier bereits im 9. Jahrhundert<br />
eine Befestigungsanlage (die sogenannte „Schnakenburg“) sowie eine<br />
weilerähnliche dörfliche Ansiedlung im Gebiet der heutigen Liebfrauenkirche<br />
existierten. 1805 wurden die Reste der Burganlage am Klint abgebrochen.<br />
Im Jahr 1229 erhielt <strong>Wernigerode</strong> das (Goslaer) Stadtrecht. 1267 trat die<br />
Stadt der Hanse bei. Um etwa 1270 kam es zu einem Zuzug von Ackerbürgern,<br />
was dazu führte, dass um 1280 im Nordosten der Stadt die sogenannte<br />
Neustadt angelegt wurde. Bis 1528 behielt diese ihre Eigenständigkeit,<br />
danach kam es zur administrativen Vereinigung mit der <strong>Altstadt</strong>.<br />
Mitte des 15. Jahrhunderts zählte <strong>Wernigerode</strong> bereits etwa 2.000 Einwohner<br />
und gehörte damit zu den größeren Städten in Mitteldeutschland. Wirtschaftlich<br />
stützte sich die Stadt auf Handwerk und Handel. Es siedelten sich<br />
Tuchweberei, Gerberei sowie Stein- und Holzverarbeitung an. Hinzu kam die<br />
Herstellung von Branntwein und Bier.<br />
Vom 30-Jährigen Krieg war <strong>Wernigerode</strong> durch Besatzung betroffen, wurde<br />
aber nicht zerstört. Dafür wurde die Stadt mehrfach von Bränden (1528,<br />
1751) und Epidemien heimgesucht. In den Jahren 1596/97 fielen drei Viertel<br />
der Bewohner der Pest zum Opfer.<br />
Die städtebauliche Struktur der <strong>Altstadt</strong> wurde seitdem nur geringfügig verändert.<br />
In der folgenden Abbildung ist dargestellt, welche Raumkanten bereits<br />
1751 bestanden (blau) und welche Veränderungen seitdem in der städtebaulichen<br />
Struktur vorgenommen wurden (rot).<br />
Die wesentlichste Änderung ist das Schleifen der Stadtmauer und der Toranlagen,<br />
das neue Entwicklungsmöglichkeiten bot. Zudem wurden einzelne<br />
Straßenräume aufgeweitet, um Engpässe für den Verkehr zu reduzieren,<br />
das Überspringen möglicher weiterer Großbrände auf Nachbarquartiere zu<br />
verhindern oder neue Anbindungen zu schaffen.<br />
Größere Eingriffe vollzogen sich im nördlichen Teil. Im Südwesten wurden<br />
zudem Straßendurchbrüche vom <strong>Altstadt</strong>rand zum früheren Poststandort an<br />
der Marktstraße realisiert. Der einst offen durch die <strong>Altstadt</strong> und über den<br />
Markt verlaufende Hornsche Graben wurde verrohrt und ist heute nicht mehr<br />
im Stadtbild erlebbar. Die ehemalige Nicolaikirche wurde 1873 abgerissen<br />
und der Nicolaiplatz geschaffen. Die Liebfrauenkirche wurde nach dem<br />
Stadtbrand in barocker Form 1762 neu errichtet.<br />
StadtBüro Hunger, Stadtforschung und –entwicklung GmbH 7