4. Empirische Untersuchung - bei DuEPublico
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zu erwarten, das im handlungsorientierten Unterricht Gelernte in einer für<br />
ihn „ungeliebten“ Tätigkeit zu verwerten.<br />
Boris eröffnet der Betrieb nicht so sehr ein „interessenspezifisches“, sondern<br />
eher ein „karrieristisch“ zu nutzendes Handlungspotential. Da<strong>bei</strong><br />
kommt es weniger darauf an, schulisch erworbenes Wissen einzusetzen,<br />
als vielmehr darauf, betrieblichen Anforderungen - vor allem solchen, die<br />
das unternehmensbezogene „Kontroll-“ bzw. „Gratifikationsgefüge“ mit<br />
sich bringt - zu genügen. Seine Ambitionen zielen auf unternehmensinterne<br />
„Erfolge“: „(I)ch mach` eben oft Sachen, sagen wir mal, von denen<br />
ich weiß, die könnten da und da beeindrucken. Und das hat auch immer<br />
funktioniert. Und ich steh` auch gut im Betrieb, muß ich sagen“.<br />
Der Transfer auf das betriebliche Umfeld wird zudem blockiert von seiner<br />
Wertschätzung des schulischen Wissens, dem er - im Vergleich zu<br />
betriebsseitig erworbenen Kenntnissen - untergeordnete Bedeutung <strong>bei</strong>mißt.<br />
Denn „in der Praxis is man ja immer irgendwie weiter! Die Theorie,<br />
die schleift da irgendwie immer nach, mein` ich“. Daher überrascht auch<br />
nicht seine Antwort auf die Frage, ob er im handlungsorientierten<br />
Unterricht etwas gelernt hätte, was er im Betrieb nutzen könne: „Ja<br />
vielleicht hab` ich`s gelernt, aber ich würd`s im Betrieb nich anwenden. Da<br />
bin ich immer sehr eigen drin. Ich geh` immer meinen eigenen Weg“.<br />
In <strong>bei</strong>den geschilderten Fällen wird deutlich, wie wenig aussagefähig allein<br />
der Rückgriff auf „objektive“ Ähnlichkeiten zwischen Lern- und<br />
Anwendungskontext <strong>bei</strong> der Beurteilung der Transferleistung ist. Daneben<br />
- dies wurde oben bereits angezeigt - ist die „Relevanz der subjektiven<br />
Wahrnehmung von Ähnlichkeiten (besonders in strukturellen Merkmalen)“<br />
(MANDL/PRENZEL/GRÄSEL 1992, S. 130) zu unterstreichen. Dieselben<br />
Situationen bzw. Umgebungen rufen - z. B. in Abhängigkeit von unterschiedlichen<br />
Motivations- und Interesselagen sowie Einstellungen, im<br />
konkret vorliegenden Zusammenhang auch vom beruflichen Selbstverständnis<br />
- je unterschiedliche Wahrnehmungserlebnisse hervor. Dies<br />
verweist zugleich auf ein Desiderat kontextualistischer Theorienbildung,