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4. Empirische Untersuchung - bei DuEPublico

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Unter dem Kriterium der sozialen Ähnlichkeit von Lern- und Anwendungs-<br />

situation sei zu Beginn noch auf einen gerade in der dualen Ausbildung<br />

ernstzunehmenden Gesichtspunkt hingewiesen. Das Lernen an zwei<br />

Orten erfolgt auch unter einer je spezifischen Handlungslogik. Im Betrieb<br />

herrscht pragmatisches, am ökonomischen Zielsystem orientiertes Handeln<br />

vor, schulisches Lernen dagegen bleibt auf Theorie verwiesen. Da<strong>bei</strong><br />

besteht nun allerdings die Gefahr, im betrieblichen Lern- und<br />

Handlungszusammenhang erworbenes und in den dortigen Werte- und<br />

Normenrahmen eingebundenes Wissen zu verinnerlichen, ohne gleichzeitig<br />

seine theoretische Berechtigung zu hinterfragen bzw. es mit den in<br />

der Schule vermittelten (theoretischen) Kenntnissen zu konfrontieren. So<br />

verfestigen sich - sicherlich auch in Abhängigkeit vom Einfluß bzw. von<br />

der subjektiv wahrgenommenen Attraktivität und Bedeutung des<br />

betrieblichen Lernortes - sog. „Common-sense-Annahmen“ zu (unbe-<br />

wußten) routinisierten Verhaltensweisen. Sie stehen unter Umständen „in<br />

Konkurrenz“ zu theoretischen Konzepten oder Vorgaben und erhöhen das<br />

Risiko dysfunktional verlaufender Lernprozesse. In der Folge könnten<br />

erwünschte Transferleistungen behindert werden oder gänzlich entfallen<br />

(vgl. STARK/GRUBER/MANDL 1998, S. 212). Boris` oben reproduzierte<br />

Haltung ließe sich als Ausdruck eines Lernens in einem „authentischen“,<br />

„situierten“ Handlungsmilieu ohne ausreichende Reflexion der dortigen<br />

sachlichen und normativen Bedingungen anführen.<br />

Die vorhin illustrierten, betriebsgerichteten Leistungsanstrengungen von<br />

Boris liefern ein Beispiel für Transferhemmnisse, die nicht zuletzt dem<br />

(materiellen) unternehmerischen Prämiensystem geschuldet sind. Es gibt<br />

den Rahmen ab für sein berufspraktisches Handeln, welches er<br />

hauptsächlich über die darin enthaltene Option auf Professionalisierung<br />

und (materiellen) Aufstieg definiert. Normgeleitetes Handeln steht für ihn<br />

im Einklang mit den Geschäftsprinzipien „seines“ Unternehmens, die im<br />

Verlauf einer unternehmensspezifischen Sozialisation verinnerlicht wurden<br />

und in konsolidierte Verhaltensbereitschaften und Handlungsorientierungen<br />

mündeten (vgl. WALD 1987, S. 159). Folgt er ihnen, so<br />

dient es auch seinem eigenen Interesse, „möglichst viel Geld“ zu<br />

verdienen. Und so werden jene im Unterricht vermittelten beruflichen

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