4. Empirische Untersuchung - bei DuEPublico
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welches durch die Entwicklung einer „Theorie der Person“ auszufüllen<br />
bliebe (vgl. FRIEDRICH/MANDL 1992, S. 22).<br />
Bestanden also unter Würdigung des subjektiven Moments <strong>bei</strong> Boris und<br />
Michael S. kaum Anreize zur Anwendung schulischen Wissens, so lag <strong>bei</strong><br />
Nicole Kr. eine andere Voraussetzung vor. Sie hatte im Gegensatz zu den<br />
<strong>bei</strong>den anderen einen Beruf ergriffen, dem von Anfang an ihre Neigung<br />
galt. Es war insbesondere der unmittelbare Kundenkontakt in der<br />
Beratung, der sie an dem gewählten Beruf reizte. Da sie nun diesem<br />
Interesse überwiegend nachkommen konnte, ihre Ausbildung inhaltlich<br />
also - zumindest in Teilen - mit ihrem beruflichen Selbstkonzept in Einklang<br />
stand, waren die motivationalen „Rahmenbedingungen“ für einen<br />
Lerntransfer somit gegeben. Warum blieb er dennoch aus? Als mögliche<br />
Ursache könnten intellektuelle Bedingungen erwogen werden. Denn eine<br />
„Situation fällt erst dann unter den Anwendungsbereich eines Schemas,<br />
wenn ihre Isomorphie mit dem Schema erkannt wird. Dementsprechend<br />
ist der Anwendungsbereich eines Schemas je nach Intelligenz und der<br />
motivationalen Ausrichtung einer Person individuell verschieden“<br />
(MESSNER 1978, S. 115, vgl. auch BECK 1996, S. 90 f. sowie<br />
FRIEDRICH/MANDL 1992, S. 21).<br />
Der schulisch-formale Bildungsabschluß (die Probandin besitzt den<br />
Hauptschulabschluß nach Klasse 9), aber auch die im letzten Berufs-<br />
schulzeugnis erbrachten Leistungen (mit einem Notendurchschnitt von 3,1<br />
liegt sie im Vergleich zur übrigen Klasse an vorletzter Stelle) verweisen<br />
nun in der Tat auf ein schwaches Lernleistungsniveau. Für ein solches<br />
sprechen auch die weiter oben dokumentierten (eher mäßigen) Leistungen<br />
in den <strong>bei</strong>den Tests. Zudem lassen die Äußerungen des Ausbilders<br />
bezüglich ihrer „mangelnden Differenzierungsfähigkeit“ auf eine eher<br />
schwach ausgeprägte Auffassungsgabe (zumindest) im Hinblick auf<br />
betriebspraktische Verhaltens- und Orientierungserfordernisse schließen.<br />
Insofern ist nicht auszuschließen, daß die Lernschwäche der Probandin<br />
den Transfer beeinträchtigte.