Auswirkungen einer Agrarmarktliberalisierung auf die ... - DSM
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Die befragten Experten aus der Industrie sind gespalten bei der Frage, ob Schweizer Mehl<br />
ein höheres Qualitätsniveau als EU-Mehl bietet. Die höhere Qualität von Schweizer Mehl<br />
wird entweder betont oder aber als Mythos bezeichnet. Beispielsweise wurde der Kleberanteil<br />
bei Schweizer Mehl teilweise als zu gering bemängelt. Auch eine ausreichend verfügbare<br />
Menge Mehl mit konstanter, hoher Qualität ist in der Schweiz nach wie vor ein Problem.<br />
Eindeutig Vorteile von Schweizer Mehl werden gesehen bei Label-Produkten (IPS, ADR,<br />
Terra Suisse), bei denen <strong>die</strong> Qualität bereits beim Getreide gesteuert wird und bei denen es<br />
zudem einen ökologischen Mehrwert gibt. Als Nachteile von Schweizer Mehl wird vor allem<br />
der höhere Preis gesehen.<br />
Detailhandel<br />
Der Detailhandel sieht keine grundsätzlichen Qualitätsunterschiede zwischen Schweizer und<br />
EU-Mehl; auch Mehl bspw. aus Deutschland entspricht den gängigen Qualitätsnormen. Vorteile<br />
werden eher in <strong>einer</strong> eindeutigen Herkunft der Rohstoffe, sowie in kürzeren Transportwegen<br />
gesehen. Die Konstanz der Mehlqualität wird unterschiedlich bewertet, teilweise<br />
wird sie besonders bei den Schweizer Lieferanten hervorgehoben, teilweise wird <strong>die</strong>ser Vorteil<br />
aber auch besonders ausländischen Lieferanten zugeschrieben. Als Nachteil sehen <strong>die</strong><br />
Handelsunternehmen vor allem <strong>die</strong> hohen Preise für Mehl in der Schweiz, <strong>die</strong> sie unter anderem<br />
<strong>auf</strong> den stark beschränkten Markt und <strong>die</strong> damit verbundenen eingeschränkten Produktivitätssteigerungen<br />
der Schweizer Lieferanten zurückführen.<br />
Die unterschiedlichen Aussagen zur Mehlqualität in der Schweiz im Vergleich zur EU lassen<br />
sich vor allem durch <strong>die</strong> Vermahlung unterschiedlicher Qualitätsstufen von Weizen in<br />
Deutschland erklären. Die meisten Schweizer Mühlenkunden orientieren sich an aus<br />
Deutschland importiertem Weizen bzw. an in Deutschland produziertem Mehl. Grundsätzlich<br />
werden in Deutschland vergleichbare Qualitätsklassen Weizen angebaut wie in der<br />
Schweiz; allerdings wird in der Schweiz durchschnittlich Getreide <strong>einer</strong> höheren Qualitätsstufe<br />
vermahlen, während z.B. in Deutschland meist Weizen der Klasse A /I und B / II vermahlen<br />
wird. Weizen der hochwertigen Klasse TOP /Elite wird dort fast gänzlich exportiert.<br />
Der aus der EU (bzw. aus Deutschland) importierte Weizen hat daher eine sehr hohe und<br />
gleichbleibende Qualität; <strong>auf</strong>grund grosser Anb<strong>auf</strong>lächen und Mengen ist <strong>die</strong> Qualität des<br />
ausländischen Getreides sehr konstant, was besonders für Grossabnehmer von Bedeutung<br />
ist. Gleichzeitig ist das Mehl, das in Deutschland angeboten wird, <strong>auf</strong>grund der geringeren<br />
Qualitätsstufe des vermahlenen Getreides durchschnittlich von geringerer Qualität als in der<br />
Schweiz.<br />
52 Forschungsbericht<br />
© KMU-HSG