Auswirkungen einer Agrarmarktliberalisierung auf die ... - DSM
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8 Exkurs: Der D<br />
EU-Beitritt Österreichs<br />
In <strong>die</strong>sem Kapitel wird <strong>die</strong> Situation der Mühlenindustrie in Österreich betrachtet, <strong>die</strong> durch<br />
den Beitritt zur EU in vergleichbarer Weise den Wandel von einem stark geschützten Markt<br />
zu einem liberalisierten Agrarmarkt durchlebte. Gleichzeitig muss dar<strong>auf</strong> hingewiesen werden,<br />
dass ein Beitritt zur EU nicht vollständig vergleichbar ist mit einem FHAL, wie es <strong>die</strong><br />
Schweiz derzeit anstrebt, da der EU-Beitritt zugleich den Zugang zu EU-Förderprogrammen<br />
bedeutete, <strong>die</strong> sowohl für <strong>die</strong> Landwirtschaft, als auch für <strong>die</strong> verarbeitenden Betriebe in<br />
Österreich relevant waren und heute noch sind.<br />
Die Ausgangslage der österreichischen Mühlen war vor dem EU-Beitritt den Schweizer<br />
Strukturen sehr ähnlich: Die Mühlen waren durch den starken Grenzschutz ausschliesslich<br />
<strong>auf</strong> den Heimatmarkt ausgerichtet, Exporte waren so gut wie nicht möglich. Durch <strong>die</strong>se<br />
Marktordnung war <strong>die</strong> Mühlenstruktur besonders durch kleine Betriebe geprägt, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
flächendeckende Mehlversorgung sicherten. Gleichzeitig führte <strong>die</strong> Abschottung des Marktes<br />
zu einem Aufbau von Überkapazitäten in der Getreideverarbeitung.<br />
Österreich und <strong>die</strong> Schweiz gingen im Rahmen der europäischen Integration zunächst lange<br />
Zeit gemeinsame Wege (Breuss 2005: 682). Dies änderte sich mit dem EU-Beitritt Österreichs<br />
1995, mit dem das Land den Beitritt zum Binnenmarkt, sowie zur gemeinsamen Agrarpolitik<br />
der EU wählte. Im Zuge dessen fiel der gesamte Grenzschutz für <strong>die</strong> vormals geschützten<br />
Bereiche der Landwirtschaft sowie der vor- und nachgelagerten Verarbeitungsstufen - damit<br />
auch <strong>die</strong> Mühlen - ohne Übergangsfristen weg. Die Betriebe mussten sich innerhalb kürzester<br />
Zeit <strong>auf</strong> eine neue Marktordnung einstellen und sich im Wettbewerb behaupten.<br />
Mit dem EU-Beitritt sanken <strong>die</strong> Preise von Agrargütern innerhalb kürzester Zeit durchschnittlich<br />
um 21 % (Hofreither 2006). Der erwartete Anstieg der Importe von Agrarprodukten<br />
aus der EU blieb weitgehend aus, allerdings zeigten sich auch nur wenig Exporterfolge<br />
für österreichische Agrarprodukte. 34 Der Beitritt zur EU führte jedoch recht schnell zu Strukturanpassungen<br />
bei den Landwirten: Die Abwanderung aus der Landwirtschaft sank markant,<br />
stattdessen investierten <strong>die</strong> landwirtschaftlichen Betriebe - auch mithilfe der EU-<br />
Investitionshilfeprogramme - stärker in <strong>die</strong> Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Einkommensrückgänge<br />
konnten dabei durch grosszügige Ausgleichs- und Anpassungshilfen<br />
verhindert werden (Hofreither 2006).<br />
34<br />
Getreideimporte stiegen allem in den westlichen Bundesländern an, dort wird Getreide aus dem nahe gelegenen<br />
süddeutschen Raum sowie aus Frankreich bezogen, um Transportkosten zu sparen. Gleichzeitig stieg <strong>die</strong><br />
60 Forschungsbericht<br />
© KMU-HSG