Stammeschronik - Stamm Voortrekker
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Aber es gab dabei auch Ausnahmen. In den Sommerferien 1950 hatte meine Sippe (ich habe<br />
den Namen leider vergessen) eine Fahrt „Rund um Trizonesien“ – das waren die drei westlichen<br />
Besatzungszonen – geplant, ausnahmsweise nicht mit dem Fahrrad, sonder per Trampen.<br />
Kurz vor dem Start brach die Korea-Krise aus. Zwischen Nordkorea mit China und Südkorea<br />
mit den USA gab es heftige und andauernde Kämpfe. Dieser Krieg führte bei uns zu Hamsterkäufen.<br />
Die Läden waren plötzlich leer. Das hatte für uns die Konsequenz, dass wir unterwegs<br />
ganz schön hungern mussten.. In den Lebensmittelgeschäften waren wir unbekannt und<br />
wurden deshalb nur widerwillig und nicht ausreichend versorgt. Es gab eigentlich nur Reis in<br />
allen Variationen. Trotzdem wurde die Fahrt zu einem großartigen Erlebnis.<br />
An eine kleine Wochenendfahrt kann ich mich auch noch recht gut erinnern. Da samstags<br />
immer noch bis Mittag Schule war, traf sich der Trupp „Kleiner Bär“ um 14 Uhr auf dem<br />
Burgplatz mit kleinem Marschgepäck, einer Stricknadel, drei Korken und einer frankierten<br />
Postkarte. Alle waren gespannt, was das wohl werden sollte.<br />
Es wurde ein tolles Wochenende, denn der Auftrag lautete: Wer bis zum Sonntagabend die<br />
weiteste Entfernung zurückgelegt hat, ist Sieger. Erlaubt ist jedes Beförderungsmittel, das<br />
nichts kostet. Was die Stricknadel und die Korken dabei sollten, ist noch immer ungeklärt.<br />
Hartwig Krug und ich haben es wie die meisten mit Trampen versucht. Wir sind bis Fulda und<br />
zurück gekommen, waren unheimlich stolz und wurden nur unter „ferner liefen“ placiert. Der<br />
Sieger hat es bis Mannheim geschafft. Eine Gruppe war sogar am Alpenrand. Sie wurde aber<br />
disqualifiziert, da sie erst am Montag zurückgekommen ist. Was sie dem Lehrer erzählt haben,<br />
ist nicht überliefert.<br />
Irgendwann mussten wir aus der Baracke ausziehen. Sie musste wohl der Planung für die<br />
Stadthalle weichen. Dafür konnten wir die Neustadtmühle benutzen. Aber das hat uns damals<br />
nicht gefallen, und der „Kleine Bär“ mietete über Willi Carius einen Garten an der Gliemaroder<br />
Straße. Der machte zwar Arbeit, bot aber viele Vorteile. Bis zu meinem Ausscheiden 1958<br />
haben wir dann eine Art Vagabundenleben geführt. Mal ging es zur Jugendherberge auf der<br />
Broitzemer Straße, mal ins Torhaus am Kloster Riddagshausen, mal in das Wasserwerk im<br />
Bürgerpark.<br />
An meine letzte Großfahrt kann ich mich noch gut erinnern. !957 machten wir eine Fahrt<br />
“Rund um das Ijsselmeer“ per Fahrrad. Unsere Fahrräder waren keine Luxusschlitten mit<br />
21Gang-Schaltung, sonder einfache Räder. Einige hatten bereits eine Dreigangschaltung. Es<br />
gab viele Pannen.<br />
Wir starteten an einem glutheißen Sommertag in Braunschweig und sind eigentlich nur nachts<br />
gefahren. Tagsüber haben wir geschlafen und die Zeit vertrödelt. Während des ganzen Unternehmens<br />
war es so heiß, dass wir die Nacht zum Tage machten mussten. Nur als wir eine<br />
Woche bei unseren holländischen Pfadfinderfreunden in einem großen Sommerlager waren,<br />
haben wir wieder ein normales Leben geführt. Das Sommerlager endete mit einer großen<br />
Show, an der sogar ein Vertreter der Deutschen Botschaft teilnahm. Wir haben einige Lieder<br />
vorgetragen und sind mit unserem <strong>Stamm</strong>eslied gut angekommen.<br />
Ich habe versucht, einige Höhepunkte aus meinen zehn Pfadfinderjahren zusammenzutragen.<br />
Leider sind viele meiner Erlebnisse schon bei mir in Vergessenheit geraten. (Man sollte ein<br />
Tagebuch führen.) Ich habe Erfahrungen als Sippen-, Trupp- und <strong>Stamm</strong>esführer gesammelt.<br />
Für eine Übergangszeit habe ich mich sogar in die Gauführerarbeit eingebracht. Ich habe am<br />
Hausmannsturm in Helmstedt, an der Neustadtmühle in Braunschweig, an der Kaiserpfalz in<br />
Werlaburgdorf mitgewerkelt, habe Jugendwaldeinsätze gemacht und an mehreren Pfingstla-<br />
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