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Stammeschronik - Stamm Voortrekker

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1957 - da kam ich nach Braunschweig:<br />

... die ersten 6 Wochen habe ich in der Jugendherberge gelebt, damals war es noch sehr<br />

schwer, als Ausländer ein Zimmer zu bekommen – man klingelte, die Tür ging auf, nein, an<br />

Ausländer vermieten wir nicht – zuerst wohnte ich im Dorf Mascherode, ein Zimmer über den<br />

Kuhstall, mußte 20 Minuten durch den Wald gehen, der Bus fuhr erst vom Marktplatz in der<br />

Siedlung Mascherode ab – damals fragte ich meine Wirtsleute, ob es in Braunschweig Pfadfinder<br />

gäbe? - ja, aber die haben einen schlechten Ruf, wegen der Hitlerjugend und so – ich<br />

ging dann doch zum Heimabend der Rover in die Altstadtmühle am Inselwall.<br />

Heimabend der Rover in der Altstadtmühle:<br />

Ja Fuad, da kann ich mich (Schniebel) noch ganz genau erinnern: Es klopfte an der Tür, du<br />

kamst herein und sagtest: „good evening boys, my name is Fuad Rischi, I am a boyscout from<br />

Aleppo, Syria“ – Du setztest dich mitten in den Stuhlkreis und gehörtest ab da als eines der<br />

aktivsten Mitglieder bis Ende der 60er Jahre zum Roverkreis des <strong>Stamm</strong>es <strong>Voortrekker</strong>.<br />

Fuad: Und ihr fragtet: Aleppo, wo liegt denn das? – gibt es denn dort Pfadfinder und was<br />

macht ihr denn so? – ich erzählte von meinem Land, von Aleppo, von den Pfadfindern, jeder<br />

Pfadfinder hatte 7 Sipplinge und wir waren bemüht, die Mannschaft ständig zu erweitern –<br />

wir haben geworben und dann hatten wir sogar eine eigene Musikkapelle – Syrien sei ein armes<br />

Land und Deutschland reich - ihr sagtet, nein, nach dem verlorenen Krieg läge alles am<br />

Boden ... .<br />

... Es war, als ob ich meine Heimat gefunden habe – andere ausländische Studenten hockten<br />

meist zusammen, sie waren oft sehr einsam – ich hatte es nicht nötig, an den anderen Landsleuten<br />

zu kleben – ich war ein gleiches Mitglied in der Gruppe – es gab für mich keine bessere<br />

Integration – Willi Carius mit der Klampfe, er hat uns viele Lieder beigebracht, wir haben<br />

immer gesungen (auch in Altenheimen, auf Festveranstaltungen anderer, im Lager und auf<br />

Fahrt) – auf der Friedrich-Voigtländer-Straße haben wir einen Schrebergarten bekommen,<br />

vom Roverkreis das Gartenhaus als Heim für den <strong>Stamm</strong> ausgebaut – das war die erste handfeste<br />

Aufgabe – es gab wohl immer einen Führer, Willi war zwar älter, das machte jedoch<br />

keinen Unterschied, wir waren alle gleich und wir haben immer alles geteilt ...<br />

... Erinnerst du dich noch an das „Unternehmen Heideröschen“?<br />

... da habe ich mein erstes Interview im Radio gegeben – wir kamen alle im Camp in der Heide<br />

an, schliefen dort eine Nacht und wurden dann in Dreier- oder Vierergruppen aufgeteilt –<br />

jeder kam von einem anderen <strong>Stamm</strong>, von einer anderen Stadt, Kurt aus Frankfurt – Heinz aus<br />

Siegen – ich aus Braunschweig – eigentlich alles Fremde - jede Gruppe bekam vier Briefe und<br />

los ging es, in irgendeine Richtung – in zwei Tagen durfte der erste Brief auf dem Postamt, da<br />

wo wir gerade waren, geöffnet werden – Stempel hinein und dann stand da: Sucht die alte<br />

Mühle in ?? auf, das lag vielleicht in einer ganz anderen Richtung als da, wo wir bisher gewandert<br />

sind, hoch im Norden – also wieder zurück zu Fuß quer durch die Heide – bei Bauern<br />

fragten wir, dürfen wir etwas arbeiten und dann in der Scheuen schlafen? – der jeweilige Bürgermeister<br />

mußte uns wieder einen Stempel geben und weiter ging es – erst im vierten Brief<br />

erfuhren wir, wo das große Zeltlager zum Sammeln aller Gruppen sich befindet – also nun<br />

dorthin - war das ein großes Hallo beim Wiedersehen – vorher waren wir noch bei einem<br />

Bauern, kauften eine Ente, die er für uns schlachtete – vier Jungen trugen zwei lange Stangen<br />

auf der Schulter, in der Mitte hing das kleine Entlein mit jedem Bein an einer Stange – so zogen<br />

wir singend in das große Lager ein, „Sum galli, sum galli, sum galigali“ ... – das Volk<br />

sammelte sich und stand staunend am Rande – bloß, als wir dann einen großen Pott Suppe<br />

kochten und die Ente noch einmal grillten, dann kamen immer mehr hinzu, schließlich haben<br />

wir die kleine Ente mit 11 Mann gegessen – die restlichen Knochen dann begraben, ein Holz-<br />

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