23.12.2013 Aufrufe

Massnahmen zur Gewährleistung eines schonenden Fischabstiegs ...

Massnahmen zur Gewährleistung eines schonenden Fischabstiegs ...

Massnahmen zur Gewährleistung eines schonenden Fischabstiegs ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Eawag<br />

Fischabstieg bei grossen Kraftwerken<br />

Je höher das Laufrad relativ zum Unterwasserspiegel gelegen ist, desto höhere Unterdrücke<br />

treten unterhalb der Turbine auf.<br />

Diese grossen Druckschwankungen können zum Platzen der Schwimmblase oder der Augen<br />

führen sowie Blutungen in den Flossen verursachen (DWA 2010). Kritisch ist vor allem das<br />

Entstehen von kurzzeitigem Unterdruck. Durch den ansteigenden Luftdruck in der<br />

Schwimmblase werden angrenzende Organe und Gewebe gepresst, die Schädigung ist abhängig<br />

von Lage und Ausdehnung der Schwimmblase (Montén 1985). Bei Clupeiden wie<br />

Finte und Maifisch erstreckt sich die Schwimmblase bis in den Bereich des Hinterkopfes und<br />

liegt in Kontakt mit dem Gehirn. Die sich bei Druckentlastung ausdehnende Schwimmblase<br />

kann mit letaler Wirkung auf das Gehirn drücken (Stokesbury & Dadwell 1991). Physostomen<br />

(Salmoniden, Cypriniden) sind weniger gefährdet, da ihre Schwimmblase mit dem<br />

Darm in offener Verbindung steht und Druckveränderungen relativ schnell ausgeglichen<br />

werden (Muir 1959). Physoclisten (z.B. Barsche), die keinen Schwimmblasengang haben und<br />

den Druck über Gasaustausch mit dem Blut regulieren müssen, reagieren empfindlicher auf<br />

Druckveränderungen (Odeh 1999). Um einen Druckanstieg von 100 kPa auszugleichen, benötigt<br />

ein Barsch beispielsweise 23 bis 27 Stunden (Pavlov 2002). Insgesamt gilt, dass die<br />

Schädigungsrate direkt vom Grad der Dekompression sowie der Geschwindigkeit der Druckänderung<br />

abhängt.<br />

Den Einfluss der Geschwindigkeit der Druckänderung konnte Pavlov (2002) mit Versuchen<br />

an 20 bis 25 mm langen Rotaugenbrütlingen zeigen, die einer Dekompression von 400 kPa<br />

auf 100 kPa (atmosphärischer Druck) ausgesetzt wurden. Die Mortalitätsraten betrugen<br />

100% für eine Dekompressionsgeschwindigkeit von 300 kPa/s, 56% bei 30 kPa/s und 10%<br />

bei 10 kPa/s.<br />

Zur Abschätzung dekompressionsbedingter Schädigungen kann die Dekompressionsrate (D)<br />

ermittelt werden, die als Verhältnis des Druckunterschiedes zum Adaptionsdruck definiert<br />

ist.<br />

D = (P1 - P2)/P1<br />

Nach Pavlov (2002) treten deutliche Fischverluste ab Werten von D > 0.6 auf.<br />

Sowohl für Physoclisten als auch für Physostomen beeinflusst das Verhältnis zwischen der<br />

Tiefe der Druckakklimatisierung vor der Dekompression <strong>zur</strong> Druckbelastung die Schwere des<br />

Barotraumatas (Brown, Carlson et al. 2012). Bei Physostomen liegt die Überlebensrate allgemein<br />

höher, die höchsten Mortalitäten treten auf, wenn der Nadir-Druck kleiner als 15%<br />

des Akklimstisierungsdruckes ist. Wenn der Nadir-Druck größer oder gleich 45% des Akklimatisierungsdruckes<br />

ist, ist die Mortalität für Physoclisten gering (Normandeau Associates<br />

Inc. 2012). Insgesamt gilt außerdem, dass tiefenadaptierte Fische gefährdeter für Schädigungen<br />

sind.<br />

44

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!