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Massnahmen zur Gewährleistung eines schonenden Fischabstiegs ...

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Eawag<br />

Fischabstieg bei grossen Kraftwerken<br />

6. Fischschutz- und <strong>Fischabstiegs</strong>anlagen<br />

Für eine durch Wasserkraftwerke ungefährdete Abwanderung sind zwei Voraussetzungen zu<br />

erfüllen (Schultze 1993): (1) Die Fische müssen durch geeignete Einrichtungen von den gefahrenbringenden<br />

Turbinen ferngehalten werden. (2) Es müssen alternative Abwanderungswege<br />

angeboten und die Fische zu diesen hingeführt werden. Wird der Fisch über den<br />

alternativen Abwanderweg schadlos ins Unterwasser transferiert, wird die Abstiegsanlage<br />

als fischverträglich eingestuft (Courret & Larinier 2008). Grundsätzlich gilt, dass es keine<br />

Standardlösung gibt, die für jedes beliebige Kraftwerk angewandt werden kann. Jedes<br />

Kraftwerk hat seine eigene Charakteristik, aus der die für den Standort geeigneten Fischschutz-<br />

und Abstiegsvorrichtungen abgeleitet werden müssen. Für die Einordnung der hier<br />

vorgestellten Lösungen und die Übertragbarkeit auf mitteleuropäische grössere Flüsse verweisen<br />

wir auch auf den Zwischenbericht der VAW (2012), welcher sich eingehender mit<br />

diesem Problem beschäftigt.<br />

6.1. Ethohydraulisch relevante Verhaltensweisen<br />

Der Begriff Ethohydraulik bezeichnet ein neues ingenieurbiologisches Fachgebiet, das durch<br />

interdisziplinäre Verschneidung der Ethologie (griech.: Erforschung des Verhaltens von Tieren)<br />

und der Hydraulik (griech.: Lehre von den bewegten Flüssigkeiten) entstanden ist.<br />

Auf Grundlage der Erforschung und des Verständnisses der Bedürfnisse der aquatischen<br />

Fauna, insbesondere der Fische, sollen Vorgaben für eine gewässerökologisch verträglichere<br />

wasserbauliche Praxis abgeleitet werden. Es sollen charakteristische Verhaltensweisen von<br />

Fischen auf in Gewässern errichtete Bauwerke und den daraus resultierenden hydraulischen<br />

Zuständen erkannt werden (Adam & Lehmann 2011).<br />

6.1.1. Positive Rheotaxis<br />

Rheotaxis bezeichnet die Ausrichtung und Bewegung von Fischen in der Strömung. Positive<br />

Rheotaxis bedeutet, dass die Körperachse des Fisches mit dem Kopf voran gegen die Strömung<br />

ausgerichtet ist. Dies geschieht jedoch erst, wenn der Strömungsreiz einen bestimmten<br />

Schwellenwert überschreitet, also erst ab einer bestimmten, artspezifischen und vom<br />

Entwicklungsstadium abhängigen Geschwindigkeit (rheoaktive Geschwindigkeit) (Pavlov et<br />

al. 1989). In ethohydraulischen Untersuchungen zeigten fast alle Arten ein deutliches rheotaktisches<br />

Verhalten mit bestimmbarer rheoaktiver Geschwindigkeit. Für Meerneunaugen<br />

liegt sie bei 0.2 m/s. Bei Flussneunaugen konnte sie nicht festgestellt werden. Allerdings<br />

braucht diese Art keine langsam durchströmten Bereiche, wenn sie verweilen will, sie kann<br />

sich mit ihrer Maulscheibe einfach an glatten Oberflächen festsaugen. Die rheoaktive Geschwindigkeit<br />

spielt für die Auffindbarkeit von Wanderkorridoren eine wichtige Rolle, die<br />

nicht gewährleistet ist, wenn die Geschwindigkeitswerte für ein positiv rheotaktisches Verhalten<br />

nicht erreicht werden (Adam & Lehmann 2011). Tabelle 6.1 enthält rheoaktive Geschwindigkeiten<br />

einiger Arten und Entwicklungsstadien.<br />

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