Zensursula und negative Verantwortungsattribution - Netzpolitik
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8. Fazit<br />
von der Leyens weitestgehend bejahen. Das blame avoidance-Konzept scheint eine<br />
mögliche Erklärung für die Reaktion von Politik auf Proteststürme im Internet.<br />
Jeder der dargestellten Peaks stellte blame im Sinne eines wahrgenommenen<br />
Schadens (Zensur) bei gleichzeitiger Zuschreibung der Verantwortung auf Ursula von<br />
der Leyen dar. Identifiziert wurden drei verschiedene blame avoiding strategies:<br />
„Issue-Redefining“, „Find a scapegoat“ <strong>und</strong> „throw good money after bad“.<br />
Entscheidend für die Umwandlung des blame auf Twitter in öffentlichen blame sind<br />
entweder die Massenmedien oder die Manifestation des online generierten blame im<br />
parlamentarischen Raum durch erfolgreiche E-Petitionen.<br />
In nicht allen Peaks waren Reaktionen von Ursula von der Leyen identifizierbar, was<br />
unter anderem an den geänderten Ressortzuständigkeiten Ende 2009 in der<br />
B<strong>und</strong>esregierung liegen könnte. Ursula von der Leyen wurde neue Arbeitsministerin.<br />
Dies entzog sie dem Verantwortungsbereich des Gesetzes, auch wenn dieser<br />
ursprünglich federführend beim Wirtschaftsministerium lag. Die Debatte um das<br />
ZugErschwG war jedoch immer noch fixiert auf die Person Ursula von der Leyen <strong>und</strong><br />
die symbolische Überhöhung „<strong>Zensursula</strong>“.<br />
Für die Anwendbarkeit des blame avoidance-Konzeptes ergibt sich daher ein<br />
ambivalentes Bild. Sind die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt, kann blame<br />
avoidance als eine mögliche Erklärung für politische Reaktionen auf eine extrem<br />
hohe <strong>und</strong> <strong>negative</strong> <strong>Verantwortungsattribution</strong> in sozialen Netzwerken herangezogen<br />
werden. Notwendig dafür ist vor allem eine klare Verantwortlichkeit des politischen<br />
Akteurs als auch die Wahrnehmung dieser Verantwortlichkeit nach außen. Zudem ist<br />
die Rolle der Massenmedien in der Diskussion <strong>und</strong> Bewertung der Politik <strong>und</strong> des<br />
Protests nicht zu unterschätzen. Für zukünftige Analysen ist sicherlich interessant,<br />
wie sich die Rolle der Medien verändert, wenn politische Akteure selbst aktiv in<br />
sozialen Netzwerken unterwegs sind, so zum Beispiel bei Ursula von der Leyens<br />
Nachfolgerin, Kristina Schröder.<br />
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