26.12.2013 Aufrufe

Zensursula und negative Verantwortungsattribution - Netzpolitik

Zensursula und negative Verantwortungsattribution - Netzpolitik

Zensursula und negative Verantwortungsattribution - Netzpolitik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

4. Gesetzgebungsprozess zum Zugangserschwerungsgesetz<br />

„Im Internet kann nicht alles erlaubt sein.“ 153<br />

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP)<br />

4. Gesetzgebungsprozess zum Zugangserschwerungsgesetz<br />

Volkszählung, Großer Lauschangriff, Anti-Terror-Gesetz, Online-<br />

Durchsuchungen, Vorratsdatenspeicherung, ACTA. Die Liste der gesetzlichen<br />

Maßnahmen, die ihrer Intention nach der Sicherheit der Bürger <strong>und</strong> der<br />

Verbrechensbekämpfung dienen, aber – so die Kritiker der Maßnahmen –<br />

Bürgerrechte einschränken, ist lang. Immer wieder wurden sie deshalb von<br />

lautstarken Protesten, Demonstrationen <strong>und</strong> Boykottaufrufen begleitet. Selten<br />

zuvor hat jedoch hat der Protest gegen ein Gesetz derartige Folgen gehabt wie<br />

die Ablehnung gegen das „Gesetz zur Erschwerung des Zugangs zu<br />

kinderpornographischen Inhalten in Kommunikationsnetzen“: Innerhalb von drei<br />

Jahren hatte sich das in einer namentlichen Abstimmung erzielte Einvernehmen<br />

einer großkoalitionären Mehrheit in eine fraktionsübergreifende Zustimmung zur<br />

Aufhebung des Gesetzes mit nur einer einzigen Gegenstimme gewandelt. 154<br />

Das B<strong>und</strong>eskriminalamt (BKA) war zu dem Zeitpunkt schon per Erlass des<br />

B<strong>und</strong>esministeriums des Innern (BMI) angewiesen worden, keine sogenannten<br />

Sperrlisten zu erstellen. Auf diese Weise kam das Gesetz faktisch nie zur<br />

Anwendung – ein in der Rechtsgeschichte der B<strong>und</strong>esrepublik nie zuvor<br />

dagewesener Präzedenzfall.<br />

Der Protest gegen das Gesetz richtete sich aber nicht gegen dessen<br />

eigentliches Ziel: Die Erschwerung des Zugangs auf kinderpornographische<br />

Inhalte im Internet. Vielmehr entbrannte ein Streit um die Art <strong>und</strong> Weise der<br />

Zugangserschwerung, der sich am Ende auf eine Losung verdichten ließ:<br />

„Löschen statt Sperren.“ 155 Das folgende Kapitel stellt in einem kurzen<br />

Überblick den Gesetzgebungsprozess dar, um spätere Ergebnisse besser<br />

einordnen zu können. Für einen umfassenden Einblick in den politischen<br />

Prozess, inklusive Experteninterviews mit beteiligten Akteuren <strong>und</strong> der<br />

153<br />

154<br />

155<br />

Oliver Hoischen/Markus Wehner, 05.12.2009: „So bekommt man Sch<strong>und</strong> nicht aus dem<br />

Netz“. In: faz.net.<br />

Bei einer einzigen Gegenstimme, vgl. BT-Plenarprotokoll 17/146, S. 17459A<br />

BReg, 16.12.2011: Löschen statt sperren. In: b<strong>und</strong>esregierung.de.<br />

36/148

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!