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Zensursula und negative Verantwortungsattribution - Netzpolitik

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3. Politisches Handeln <strong>und</strong> seine Auswirkungen auf die öffentliche Meinung<br />

lives as a whole.“ 123 Menschen haben unzählige Entscheidungen in ihrem<br />

Leben getroffen, die nach der eigenen Wahrnehmung gr<strong>und</strong>sätzlich den<br />

höchstmöglichen positiven Effekt auf ihre Lebenssituation hatten.<br />

Entscheidungen, die <strong>negative</strong> Folgen haben, sind unerwünscht <strong>und</strong> erhalten<br />

meist deswegen mehr Aufmerksamkeit, weil sie in diesem Zusammenhang<br />

seltener auftreten. Die figure-gro<strong>und</strong> hypothesis ist damit vor allem eine Frage<br />

der Wahrnehmung von <strong>negative</strong>n Entscheidungen. Im Gegensatz dazu setzt<br />

die cost orientation hypothesis an der Feststellung an, dass Menschen „more<br />

strongly motivated to avoid costs than to approach gains“ 124 sind. Schließlich<br />

lehrt schon die Evolutionstheorie, dass das Vermeiden von lebensbedrohlichen<br />

Gefahren für das eigene Überleben wichtiger ist, als kurzfristige Gewinne <strong>und</strong><br />

Erleichterungen zu erreichen. Auf Basis dieses negativity bias liegt es auf der<br />

Hand, dass auch unpopuläre politische Maßnahmen <strong>und</strong> Skandale sich stärker<br />

auf das öffentliche Meinungsbild auswirken als populäre Maßnahmen. Hat<br />

dieses Missverhältnis deswegen Einfluss auf das Handeln politischer Akteure?<br />

Dafür ist es zunächst nötig, die Motivation <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lage des Handelns von<br />

Politikern <strong>und</strong> Parteien näher zu betrachten.<br />

3.2. Office-seeking, policy-seeking <strong>und</strong> vote-seeking<br />

Müller <strong>und</strong> Strøm haben drei Ziele identifiziert, die die Handlungsmotivation von<br />

Politikern <strong>und</strong> Parteien maßgeblich bestimmen: office-seeking, policy-seeking<br />

<strong>und</strong> vote-seeking. 125 Maßgeblich intrinsisch motiviert ist der mutmaßliche<br />

Wunsch eines jeden Politikers, als Höhepunkt der Karriere einen Ministerposten<br />

zu besetzen (office-seeking). 126 Je mehr Ämter <strong>und</strong> Posten eine Partei<br />

besetzen kann, desto mächtiger ist sie. Deshalb ist die Besetzung von<br />

Ministerposten <strong>und</strong> insbesondere die Zahl <strong>und</strong> die Wichtigkeit der einzelnen<br />

Posten immer Teil der Koalitionsverhandlungen zur Regierungsbildung in<br />

parlamentarischen Demokratien. Vom Wähler deutlich akzeptierter ist die<br />

Motivation eines politischen Akteurs, seine eigenen politischen Inhalte<br />

123<br />

124<br />

125<br />

126<br />

Lau, Richard R., 1985: Two explanations for negativity effects in political behaviour. In:<br />

American Journal of Political Science 29(1): 119-138, hier 121.<br />

Ebd. 122<br />

Müller, Wolfgang C./Strøm, Kaare, 1999: a.a.O., hier 5<br />

Vgl. Michael Gallagher/Michael Laver/Peter Mair, 2011: Representative government in<br />

modern Europe. London: 385.<br />

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