Zensursula und negative Verantwortungsattribution - Netzpolitik
Zensursula und negative Verantwortungsattribution - Netzpolitik
Zensursula und negative Verantwortungsattribution - Netzpolitik
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
7. Analyse der erhobenen Daten in Bezug auf identifizierte Peaks<br />
„Mentor dieser Maßregelung“ 254 dargestellt, auch wenn diese Einschätzung<br />
jeglicher Gr<strong>und</strong>lage entbehrte. Doch zeigt dieses Beispiel die hohe personelle<br />
Verknüpfung der vermeintlichen Zensur mit der Person Ursula von der Leyen.<br />
Auch der Graphenverlauf verdeutlicht die enge Verbindung der Debatte mit der<br />
Familienministerin – der Hashtag #zensursula war zweifelsohne das prägendste<br />
Element der Diskussion. Das blame avoidance-Konzept erwartet bei einer<br />
derartig hohen <strong>negative</strong>n <strong>Verantwortungsattribution</strong> politisches Handeln,<br />
welches den entstandenen blame nach Möglichkeit verringert oder ablenkt.<br />
Anlass für eine erste Stellungnahme aus dem Familienministerium am 08. Mai<br />
gegenüber Journalisten war schließlich das Erreichen des Quorums der<br />
E-Petition:<br />
„Eine zivilisierte Gesellschaft, einschließlich der Internetgemeinschaft, die<br />
Kinderpornografie ernsthaft ächtet, darf auch im Internet nicht tolerieren, dass<br />
jeder diese Bilder <strong>und</strong> Videos vergewaltigter Kinder ungehindert anklicken<br />
kann.“ 255<br />
Das Ministerium verschob somit den Fokus der Diskussion auf die Ächtung von<br />
kinderpornographischen Inhalten. Jeder, der gegen den vorgelegten<br />
Gesetzentwurf sei, wäre nicht Teil der „zivilisierten Gesellschaft“. Mit dem<br />
Verweis auf die Internetgemeinschaft ist diese Stellungnahme indirekt an eben<br />
diese gerichtet. Der in der E-Petition geäußerter Vorwurf der Zensur wird nicht<br />
aufgegriffen, stattdessen auf die Bekämpfung der Kinderpornographie<br />
verwiesen. Dieses Muster wiederholt sich in einer weiteren Stellungnahme des<br />
Ministeriums vom 13. Mai:<br />
„Das B<strong>und</strong>esfamilienministerium hat reagiert - auf seine Weise. In einer<br />
Stellungnahme freut man sich darüber, dass die Petition ‚die Intention der<br />
B<strong>und</strong>esregierung stützt‘. Man beruft sich dabei auf die auch hier zu findende,<br />
254<br />
255<br />
Ebd.<br />
Jörg Zeipelt, 08.05.2009: Netzsperren. E-Petition erfolgreich - Familienministerium<br />
gelassen. In: tagesspiegel.de.<br />
67/148