Zensursula und negative Verantwortungsattribution - Netzpolitik
Zensursula und negative Verantwortungsattribution - Netzpolitik
Zensursula und negative Verantwortungsattribution - Netzpolitik
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
7. Analyse der erhobenen Daten in Bezug auf identifizierte Peaks<br />
Eine Reaktion in Artikeln <strong>und</strong> Beiträgen relevanter Tages- <strong>und</strong><br />
Wochenzeitungen von Ursula von der Leyen auf die weitere Entwicklung war für<br />
diesen Zeitraum nicht zu identifizieren, was auch in diversen Kommentaren in<br />
den Medien Erwähnung fand:<br />
„Die so vehemente wie unbelehrbare Kämpferin für die Internet-Stoppschilder,<br />
Ursula von der Leyen, wechselte das Ressort <strong>und</strong> spricht seit dem Wahltag<br />
kaum mehr ein Wort über ihre gescheiterte Idee.“ 277<br />
Angesichts der veränderten Ressortzuständigkeiten stellt sich auch die Frage,<br />
inwiefern die Anwendung des blame avoidance-Konzeptes hier – unabhängig<br />
von der Frage, ob die gestiegene Bedeutung sozialer Netzwerke Einfluss darauf<br />
hat – an seine Grenzen stößt. Ursula von der Leyen hat keine<br />
Entscheidungsgewalt mehr über weitere Maßnahmen, auch wenn sie Teil der<br />
B<strong>und</strong>esregierung ist. Für die Sperrgegner ist sie freilich die<br />
Hauptverantwortliche für alles bisher Geschehene, was sich auch in der starken<br />
Symbolik des <strong>Zensursula</strong>-Begriffes wiederspiegelt, in der Zwischenzeit haben<br />
jedoch andere politische Akteure mit ihrem politischen Handeln (oder Nicht-<br />
Handeln) die Entscheidungsgewalt über den Fortbestand des ZugErschwG<br />
gewonnen. Eine Ausweitung der Analyse politischer Reaktionen <strong>und</strong><br />
Handlungen auf alle weiteren beteiligten Akteure würde jedoch den Rahmen<br />
dieser Arbeit weit übersteigen. Besonders deutlich wird die veränderte<br />
<strong>Verantwortungsattribution</strong> in den folgenden Peaks. Abbildung 16 zeigt<br />
beispielsweise in Peak 7 die Aufregung um den Vorschlag der EU-Kommissarin<br />
für Inneres Cesilia Malström, die in Deutschland angeregten Internetsperren<br />
gegen kinderpornographische Inhalte EU-weit einzuführen. 278 Prompt bekam<br />
sie auf Twitter – angelehnt an „<strong>Zensursula</strong>“ – den Spitznamen „censilia“. Zur<br />
Veranschaulichung der Diskussion wurde in den Graphen auch der #censiliahashtag<br />
mit aufgenommen.<br />
277<br />
278<br />
Constanze Kurz, 19.03.2010: Farce 2.0: Das Netz ist kein Babysitter. In: faz.net.<br />
Cecilia Malmström, 29.03.2010: „Dunkle Ecken des Internets aufräumen“. In: faz.net.<br />
84/148