Zensursula und negative Verantwortungsattribution - Netzpolitik
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3. Politisches Handeln <strong>und</strong> seine Auswirkungen auf die öffentliche Meinung<br />
imposed or acquiesced in as they are in ‚claiming credit‘ for benefits they have<br />
granted”. 130<br />
Blame wird „herkömmlicherweise als die Zurechnung von schlechten oder<br />
falschen Handlungen zu einer Person oder einem Gebilde verstanden“. 131<br />
Blame avoidance sind in diesem Sinne alle Handlungen oder Nicht-<br />
Handlungen, die versuchen, blame nicht entstehen zu lassen, blame<br />
abzulenken <strong>und</strong> zu zerstreuen oder blame in credit umzuwandeln. Blame kann<br />
auch durch folgende Formel dargestellt werden: B t1 = PAH t1 + PR 132 t1. B ist<br />
hierbei blame, PAH ist der wahrgenommene vermeidbare Verlust oder Schaden<br />
(„perceived avoidable loss or harm“) summiert mit der wahrgenommenen<br />
Verantwortung („PR, perceived responsibility“), während der Zeit t1. Der<br />
wahrgenommene vermeidbare Verlust oder Schaden ist „something that some<br />
person or group sees as worse than it could have been if matters had been<br />
handled better or differently“. 133 Die Verantwortung (PR) wird einem politischen<br />
Akteur zugerechnet, der scheinbar den wahrgenommenen vermeidbaren<br />
Verlust oder Schaden durch sein Handeln oder Nichthandeln verursacht hat. 134<br />
Blame ist zudem abhängig vom Zeitfaktor: „an act that attracts blame at one<br />
point in time can attract praise at a later time, or vice versa.“ 135 Im politischen<br />
Betrieb kann blame sowohl vermieden (blame avoidance), als auch zielgerichtet<br />
<strong>und</strong> strategisch zur Diffamierung des politischen Gegners verteilt werden<br />
(„blame game“ 136 ).<br />
Die öffentliche Meinung ist entscheidend für die politische Sprengkraft von<br />
blame. Je mehr Menschen einer Person oder einer Institution<br />
(Verfassungsorgan, Partei, Gesetz, etc.) die Schuld an schlechten oder<br />
130<br />
131<br />
132<br />
133<br />
134<br />
135<br />
136<br />
Kursiv im Original, Kent R. Weaver, 1986: a.a.O.: 372.<br />
Eigene Übersetzung aus: Christopher Hood, 2011: Risk and government: the<br />
architectonics of blame-avoidance. In: Layla Skinns/Michael Scott/Tony Cox (Hrsg.):<br />
Risk. New York: 62-84, hier 64.<br />
Vgl. ebd.<br />
Ebd.<br />
Für die Zielgerichtetheit von Blame vgl. Raanan Sulitzeanu-Kenan/Christopher Hood,<br />
2005: Blame avoidance with adjectives. Motivation, opportunity, activity, outcome.<br />
Paper for ECPR Joint Sessions, Blame Avoidance and Blame Management Workshop<br />
14.-20.04.2005.<br />
Christopher Hood, 2011: a.a.O.: 64.<br />
Vgl. Christopher Hood, 2010: a.a.O.<br />
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