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Zensursula und negative Verantwortungsattribution - Netzpolitik

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7. Analyse der erhobenen Daten in Bezug auf identifizierte Peaks<br />

7.1.4. Peak 4 Rechtsfreier Raum <strong>und</strong> Verzögerung<br />

Nachdem die eigentliche Hochphase der <strong>Zensursula</strong>-Kampagne (vgl.<br />

Abschnitt 5) vorüber war, wurden der weitere Werdegang des<br />

Zugangserschwerungsgesetzes weiterhin auf Twitter diskutiert. Der nächste<br />

Peak findet sich mit 997 Tweets am 02. August 2009. Dies grenzt den Peak-<br />

Zeitraum auf den 23. Juli bis 12. August 2009 ein. Zwei Themen bestimmten<br />

hierbei die Debatte: Zum einen die verzögerte Weiterleitung des vom<br />

B<strong>und</strong>estag verabschiedeten Gesetzes an den B<strong>und</strong>espräsidenten durch das<br />

B<strong>und</strong>eswirtschaftsministerium. Zur Prüfung durch die EU-Kommission gemäß<br />

der „Transparenz-Richtlinie“ wurde das Dokument Anfang August zunächst<br />

nach Brüssel geschickt, bevor es dem B<strong>und</strong>espräsidenten zur Unterzeichnung<br />

vorgelegt wurde. 271 Zum anderen forderte Ursula von der Leyen in einem<br />

Interview mit dem Hamburger Abendblatt am 02. August eine intensive Debatte<br />

über „Meinungsfreiheit, Demokratie <strong>und</strong> Menschenwürde“ 272 im „rechtsfreien<br />

Chaosraum“ 273 Internet. Vor allem letzteres löste große Diskussionen auf<br />

Twitter aus (vgl. Abbildung 13), da damit befürchtet wurde, dass dem Internet<br />

weitere Regulierungsmaßnahmen ähnlich der Internetsperren gegen<br />

kinderpornographische Inhalte bevorstünden. Eine Reaktion auf den so<br />

entstandenen blame auf Twitter war in Pressemitteilungen <strong>und</strong> Stellungnahmen<br />

des Ministeriums nicht auszumachen, obwohl der blame wieder (vgl. Abbildung<br />

13) eng mit der Person Ursula von der Leyen verknüpft war. Die Debatte wurde<br />

jedoch schnell von der verzögerten Unterschrift überstrahlt. Verschiedentlich<br />

hatte man den weiteren zeitlichen Ablaufplan in der Gesetzgebung nach der<br />

Verabschiedung so interpretiert, dass das Gesetz vor der nächsten Wahl nicht<br />

mehr vom B<strong>und</strong>espräsidenten unterschrieben werden könnte <strong>und</strong> somit hinfällig<br />

wäre (Diskontinuitätsprinzip). 274 Dieser Interpretation erteilten jedoch das<br />

Wirtschaftsministerium <strong>und</strong> das Familienministerium eine Absage.<br />

271<br />

272<br />

273<br />

274<br />

Ohne Verfasser, Gesetz gegen Kinderpornographie tritt nicht zum 1. August in Kraft,<br />

FAZ, 31.07.2009<br />

Jochen Gaugele, 02.08.2009: Kampf gegen Schmutz im Internet wird verschärft. In:<br />

abendblatt.de.<br />

Ebd.<br />

Prantl, Heribert, Guttenberg stoppt Gesetz, Süddeutsche Zeitung, 05.08.2009<br />

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