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Zensursula und negative Verantwortungsattribution - Netzpolitik

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7. Analyse der erhobenen Daten in Bezug auf identifizierte Peaks<br />

7.2. Bewertung der Ergebnisse<br />

Inwieweit die Kritik der Netzöffentlichkeit unmittelbar die Kommunikation Ursula von<br />

der Leyens– im Sinne eines (gezielten) blame avoiding – beeinflusst, lässt sich nur<br />

bedingt kausal empirisch nachweisen. Dies gilt auch für die übergeordnete Frage,<br />

inwieweit über soziale Netzwerke entstehende Empörungswellen Relevanz für die<br />

Kommunikation <strong>und</strong> das Handeln politischer Akteure haben.<br />

Für die ersten drei Peaks lässt sich ein Korrespondenz-Verhältnis zwischen der<br />

<strong>negative</strong>n <strong>Verantwortungsattribution</strong> auf Twitter <strong>und</strong> dem politischen Handeln Ursula<br />

von der Leyens bejahen. Jeder dieser Peaks stellt blame im Sinne eines<br />

wahrgenommenen Schadens (Zensur) bei gleichzeitiger Zuschreibung der<br />

Verantwortung auf Ursula von der Leyen dar. In Stellungnahmen, Interviews <strong>und</strong><br />

Veröffentlichungen durch das Ministerium kann als Reaktion auf den durch die<br />

Medien in die breite Öffentlichkeit transportierten blame insbesondere die Issue-<br />

Redefining strategy identifiziert werden. Aber auch Maßnahmen zur Ablenkung von<br />

blame, insbesondere die „Find a scapegoat“-strategy (SPD), verwirklichten sich in<br />

korrespondierenden Handlungen. Das Zugeständnis zur Errichtung eines<br />

unabhängigen Datenschutzgremiums – obwohl nicht einmal vom obersten<br />

Datenschützer des Landes gewollt – ist der throw good money after bad-blame<br />

avoiding strategy zuzuordnen. Eine wichtige Vermittlerrolle kommt dabei den<br />

Massenmedien zu. Sie transportieren sowohl wichtige Meilensteine des Protests<br />

nach außen, dienen aber auch als primäre Informationsquelle für Nachrichten aus<br />

dem Politikbetrieb. Schafft es der Online-Proteststurm sein Potenzial in die „reale“<br />

Welt zu verlagern hat er dabei größere Chancen Gehör bei Politik <strong>und</strong> Medien zu<br />

finden. So ist die E-Petition die Manifestation des online generierten blame im<br />

parlamentarischen Raum. Bereits in Peak 4 erschöpft sich weitestgehend die<br />

Berichterstattung <strong>und</strong> eine Reaktion von Ursula von der Leyen ist nicht beobachtbar.<br />

Darüber hinaus ändern sich Ende 2009 die Zuständigkeiten der Ressorts in der<br />

B<strong>und</strong>esregierung <strong>und</strong> Ursula von der Leyen wird neue Arbeitsministerin. Dies<br />

entzieht sie dem Verantwortungsbereich des Gesetzes, auch wenn dieser<br />

ursprünglich federführend beim Wirtschaftsministerium lag. Aber die Initiation <strong>und</strong><br />

Forcierung des Gesetzgebungsprozesses lag ohne Zweifel in ihren Händen. Die<br />

Debatte um das ZugErschwG war daher trotz der fehlenden Zuständigkeit immer<br />

noch fixiert auf die Person Ursula von der Leyen <strong>und</strong> das die symbolische<br />

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