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Evaluation von Verkehrssicherheitskampagnen - Fonds für ...

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FVS-<strong>Evaluation</strong>smanual<br />

Teil I: Grundlagen der Kampagnenevaluation<br />

In den weiteren Abschnitten wird nur auf diejenigen Methoden genauer eingegangen, welche <strong>für</strong><br />

die Outcome- und Prozess-<strong>Evaluation</strong> besonders geeignet sind.<br />

4.1 Leitfadeninterview<br />

Das Leitfadeninterview, auch bekannt als Leitfadengespräch oder Tiefeninterview, stellt ein Befragungstyp<br />

dar, der sich in der Mitte auf dem Kontinuum zwischen den Extrempolen vollkommen standardisiertes<br />

Interview und unstrukturiertem Interview bewegt. Anders als bei einem unstrukturierten<br />

Interview, bei denen in den meisten Fällen nur Stichworte als Anhaltspunkte <strong>für</strong> die Befragung festgelegt<br />

werden, wird beim Leitfadeninterview darauf geachtet, die Fragen auszuformulieren und einen<br />

Leitfaden <strong>von</strong> Schlüsselfragen zu erstellen, nach dem alle Befragten interviewt werden. Dabei<br />

muss eine angedachte Reihenfolge der Fragen nicht immer zwingend eingehalten werden. Zudem<br />

können Eventualfragen eingebaut werden, die in Abhängigkeit des jeweiligen Gesprächsverlaufs<br />

gestellt werden (oder nicht). Anders als beim vollkommen standardisierten Interview, erhalten die<br />

Befragten die Möglichkeit, zusätzliche Informationen einzubringen, die nicht vorgesehen waren.<br />

Leitfadeninterviews sollten dann zum Einsatz kommen, wenn qualitative Forschungsvorhaben<br />

vorliegen, bei denen über den Untersuchungsgegenstand bereits ein gewisses Vorwissen vorliegt,<br />

einzelne unbekannte Aspekte allerdings noch aufgedeckt oder feine Details „herauskristallisiert“<br />

werden sollen. Leitfadeninterviews können auch <strong>für</strong> Pretest, zur Hypothesenentwicklung, zur<br />

Systematisierung vorwissenschaftlichen Verständnisses (Scheuch 1973: 123), zur Analyse seltener<br />

oder interessanter Gruppen (Friedrichs 1973: 226) sowie als Ergänzung und zur Validierung anderer<br />

Forschungsinstrumente (Schnell/Hill/Esser 1999: 355) genutzt werden.<br />

4.1.1 Allgemeine Hinweise zur Methode<br />

Um ein erfolgreiches Leitfadeninterview durchzuführen, bedarf es gewisser Ressourcen. Aufgrund<br />

des tiefen Standardisierungsgrades sollte das Interview, wenn immer möglich, vom Forscher selbst<br />

durchgeführt werden, um den Gesprächsverlauf möglichst natürlich zu gestalten und dennoch alle<br />

„Schlüsselfragen“ einzubauen und bei Bedarf mit „Eventualfragen“ einzuhaken (Friedrichs 1973: 227).<br />

Zudem bedarf es mehr Zeit als bei einem standardisiertem Interview, einer stärkeren Bereitschaft zur<br />

Mitarbeit und einer höheren sprachlichen und sozialen Kompetenz seitens der Befragten (ebd.).<br />

Nachteile des Leitfadens sind stärkere Einflüsse des Interviewers als bei einem standardisiertem Interview,<br />

die Abhängigkeit der Datenqualität <strong>von</strong> der Qualität des Interviewers sowie die geringe<br />

Vergleichbarkeit der Ergebnisse (Schnell/Hill/Esser 1999: 356). Für die Auswertung sollte während<br />

den Interviews Notizen durch den Interviewer angelegt oder die gesamte Sitzung aufgenommen<br />

werden (Kamera, Diktafon etc.).<br />

4.1.2 Beispiel Verhalten Velofahrende<br />

Die Leitfadeninterviews zum Thema Verhalten Velofahrende wurden mit dem Zweck durchgeführt,<br />

Erkenntnisse <strong>für</strong> die Fragebogenentwicklung der CATI-Befragung zu sammeln. Dementsprechend<br />

wurden jeweils offene Fragen zu den einzelnen Bausteinen der Theorie des kontextuellen Risikoverhaltens<br />

(Social Context, Situational Context, Risk Perception etc.) mit der Absicht gestellt, die massgeblichen<br />

Risikosituationen/Verhaltenskategorien etc. aufzuspüren. Beispielsweise wurden die Interviewpartner<br />

danach gefragt, ob es <strong>für</strong> sie Situationen im Verkehr gebe, in denen sie Velofahrer in<br />

ihrem Verkehrsverhalten störten, oder in denen sie das Gefühl hätten, dass es gefährlich würde (Situational<br />

Context). Mit einer anderen Frage wurde versucht, den Befragten Lösungsvorschläge bzw.<br />

Seite 20<br />

Universität Zürich, Institut <strong>für</strong> Publizistikwissenschaft und Medienforschung - IPMZ

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