Evaluation von Verkehrssicherheitskampagnen - Fonds für ...
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FVS-<strong>Evaluation</strong>smanual<br />
Teil I: Grundlagen der Kampagnenevaluation<br />
<strong>von</strong> Zeigematerial per Post oder aber der Abruf des Zeigematerials über das Internet. Letzteres<br />
wurde im Rahmen der FVS-Kampagne „Fussgänger-Fahrzeuglenkende 2012 bis 2015“ bereits<br />
erfolgreich angewendet (Friemel/Bonfadelli/Frey 2013). Sofern diese beiden Varianten nicht<br />
eingesetzt werden können, muss auf die Erinnerungsmessung zurückgegriffen werden.<br />
Zu beachten gilt es, dass ältere Personen grössere mehr Mühe mit der Wiedererkennung und der<br />
konfirmatorischen Erinnerung haben. Sie neigen dazu, häufiger manipulierte Slogans, Spots, Plakate<br />
etc. fälschlicherweise wiederzuerkennen (Southwell/Langteau 2008). Dieses Bild bestätigt sich<br />
allerdings nicht bei der ungestützten Erinnerung. Dort erzielen ältere Personen äquivalente Werte im<br />
Vergleich zu Jüngeren (Southwell et al. 2010). Die Autoren erklären sich diese Tatsache dadurch, dass<br />
die Fähigkeit, sich an Details und den genauen Wortlaut einer Kampagne zu erinnern, zwar mit dem<br />
Alter abnimmt, die Erinnerungsleistung an Kernaussagen oder an die Quintessenz einer Kampagne<br />
jedoch stabil bleibt. Sofern das Kampagnenbewusstsein verschiedener Altersgruppen miteinander verglichen<br />
werden soll, eignet sich da<strong>für</strong> die ungestützte Erinnerung besser als die Wiedererkennungsmessung.<br />
5.5 Messzeitpunkt<br />
Die Wahl des Messzeitpunktes kann einen Einfluss auf die Messergebnisse haben, da die Kampagnenwirkung<br />
(z.B. Erinnerung an eine Kampagne) sich innert wenigen Wochen verändern kann. Insbesondere<br />
die ungestützte Kampagnenerinnerung (Recall) kann <strong>von</strong> neuen Kampagnen oder Medienereignissen<br />
überstrahlt werden.<br />
Donovan et al. (2003) dokumentierten anhand einer Australischen Anti-Tabakkampagne detailliert,<br />
welchen Einfluss der Messzeitpunkt auf die Kampagnenerinnerung hat (Abbildung 5). Die grauen<br />
Balken illustrieren den Werbedruck (TARP = Target Audience Rating Points) und die Linie weist die<br />
Erinnerungswerte in der Zielgruppe aus. Es zeigt sich deutlich, dass die Erinnerungswerte nach der<br />
ersten intensiven Kampagnenphase kontinuierlich abnehmen, obwohl die Kampagne mit leicht<br />
verminderten Werbeaufwendungen weitergeführt wird.<br />
Über den Zeitverlauf betrachtet, wirkt die erste (besonders intensive) Kampagnenphase auf die<br />
Erinnerungswerte wie ein Impuls, der langsam abklingt. Dies unterscheidet sich <strong>von</strong> einer<br />
stufenartigen Veränderung, wie sie in der gleichen Studie <strong>für</strong> die interpersonale Kommunikation<br />
über das Kampagnenthema festgestellt werden konnte (Abbildung 6). Da es aufgrund der Feldkosten<br />
nur in den wenigsten Fällen möglich ist, eine Befragung über einen längeren Zeitraum<br />
durchzuführen, kann die Wahl des Erhebungszeitpunktes einen wesentlichen Einfluss auf die<br />
Ergebnisse haben. Im Fall der Kampagnenerinnerung gibt die Befragung in Woche vier ca. 80%<br />
Kampagnenerinnerung, in Woche 13 noch ca. 60% und in Woche 27 ca. 45%. Im Fall der<br />
interpersonalen Kommunikation ist in der vierten Woche mit 55% das Maximum noch nicht erreicht,<br />
sondern erst in Woche 13 mit 63%. Je nachdem, ob die Befragung also in Woche 4 oder in Woche 13<br />
stattfindet, würde die <strong>Evaluation</strong> zu jeweils unterschiedlichen Ergebnissen führen.<br />
Praxisimplikation<br />
• Um die <strong>Evaluation</strong>sergebnisse verschiedener Kampagnen oder Kampagnenwellen miteinander vergleichen<br />
zu können, ist ein einheitlicher Befragungszeitpunkt notwendig.<br />
• Es wird empfohlen, die Befragung unmittelbar nach Abschluss einer Kampagnenphase zu starten und auf<br />
zwei bis drei Wochen zu beschränken. Eine kürzere Feldzeit wird nicht empfohlen, da dadurch keine ausreichende<br />
Ausschöpfung der Stichprobe erreicht werden kann. Von einer längeren Feldzeit wird abgeraten, da<br />
in diesem Fall mit stärkeren Veränderungen der Ergebnisse im Zeitverlauf gerechnet werden muss.<br />
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Universität Zürich, Institut <strong>für</strong> Publizistikwissenschaft und Medienforschung - IPMZ