Evaluation von Verkehrssicherheitskampagnen - Fonds für ...
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FVS-<strong>Evaluation</strong>smanual<br />
Teil I: Grundlagen der Kampagnenevaluation<br />
Fachwissen verfügen. Bei den als Experten befragten Personen handelt es sich um eine heterogene<br />
Gruppe, wobei der Expertenstatus meist durch den Forscher in forschungspragmatischer Weise den<br />
Befragten zugesprochen wird. Im Kontext <strong>von</strong> Kommunikationskampagnen muss darum gefragt und<br />
begründet werden, inwiefern es Spezifika gibt, die das Wissen und Handeln der befragten Personen<br />
als Experten beispielsweise entlang ihrer Berufsrolle spezifisch auszeichnen und z.B. gegenüber der<br />
Zielgruppe der Kampagne unterscheiden. Von Interesse ist also die befragte Person als Funktions- und<br />
Wissensträger im jeweiligen Kontext und nicht als Privatperson.<br />
Gängiger weise werden drei Typen <strong>von</strong> Experteninterviews unterschieden (Bogner/Littig/Menz 2005:<br />
37f.):<br />
a) Das explorative Expertengespräch dient der ersten Orientierung und Schärfung des Problembewusstseins<br />
in einem thematisch neuen und/oder unübersichtlichen Feld. Dies könnte beispielsweise<br />
zu Beginn der Konzeption einer Kommunikationskampagne zu einem neuen<br />
Themenbereich sein. Sie sollten darum möglichst offen geführt werden; Vollständigkeit und<br />
Standardisierung werden nicht angestrebt.<br />
b) Das systematisierende Expertengespräch soll die Teilhabe an exklusivem Expertenwissen ermöglichen.<br />
Der Experte wird hier in erster Linie als Ratgeber gesehen, d.h. als jemand der über<br />
sonst nicht zugängliches Fachwissen verfügt.<br />
c) Das theoriegenerierende Experteninterview will die subjektiven Handlungsorientierungen<br />
und die impliziten Entscheidungsmaximen der Experten erschliessen und zwar nicht zuletzt<br />
als Ausgangspunkt <strong>für</strong> die Theoriebildung.<br />
Bei der Planung <strong>von</strong> Experteninterviews sind verschiedene Schritte zu beachten: a) Fragestellung<br />
aufgrund <strong>von</strong> genügendem thematischen Vorwissen und auch unter Kenntnis der spezifischen<br />
(Fach-) Terminologie entwickeln; b) begründete (theorie-basierte) Auswahl der Experten und<br />
Anschreiben; c) Entwickeln des Leitfadens mit Einstiegsfragen und Frageblöcken; d) Planung und<br />
Durchführung der Experteninterviews. Gerade bei kontrovers beurteilten Kampagnen ist eine<br />
„ausgewogene“ Expertenauswahl sowohl mit Be<strong>für</strong>worten als auch Gegnern wichtig.<br />
Das Experteninterview hat sich am Ideal der Offenheit der Gesprächsführung im Sinne der Nicht-<br />
Beeinflussung und der Neutralität des Interviewers zu orientieren. Dabei spielt nicht zuletzt auch eine<br />
wichtige Rolle, wie der Experte den Interviewer wahrnimmt, beispielsweise als Laien, als Autorität<br />
bzw. als Co-Experten oder etwa als Kritiker, aber auch Komplizen. Die je spezifische Interviewsituation<br />
kann den Gesprächsablauf, die Auskunftsfreudigkeit aber auch die Inhalte des Gesprächs<br />
nicht unwesentlich beeinflussen.<br />
Umgekehrt unterscheiden sich die Kommunikationsstile der befragten Experten, auf die der Befrager in<br />
der Interviewsituation möglichst optimal reagieren sollte. Experten können im Gespräch nämlich in<br />
unterschiedlichem Ausmass a) detailverliebt, anekdotenhaft, abstrahierend, ausweichend und/oder<br />
ohne strengen Faktenbezug sein. Ursache solcher Gesprächsführung kann sein, dass Experten als<br />
Besserwisser auftreten, den Missionar spielen oder als Verkäufer ihrer Ideologie agieren, aber auch<br />
den Interviewer zu beeinflussen versuchen (Martens/Brüggemann 2006). Je nach Interviewmodalität<br />
bestehen Herausforderungen <strong>für</strong> den Befrager, der mit entsprechenden Interviewstrategien reagieren<br />
muss wie Zeitmanagement bei Detailverliebtheit, nachfragende Konkretisierung oder allenfalls<br />
Konfrontations- oder Versachlichungsstrategie bei Demagogen.<br />
Da die Zeit der Experten meist knapp bemessen ist, empfiehlt es sich, die Dauer des Interviews im<br />
Voraus festzulegen und während des Gesprächs das Zeitmanagement im Auge zu behalten. Das hat<br />
nicht zuletzt auch mit der Gratwanderung zwischen Strukturiertheit und Offenheit des Interviews zu tun.<br />
Weiter ist zu berücksichtigen bzw. sicherzustellen, dass trotz Offenheit der Gesprächssituation die<br />
befragten Experten zu den wichtigen Fragestellungen vergleichbare Antworten geben.<br />
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Universität Zürich, Institut <strong>für</strong> Publizistikwissenschaft und Medienforschung - IPMZ