Kaser EG: Genotyp-Phänotyp-Korrelation beim leichten hereditären ...
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Der deutlich höhere Anteil schwerer Blutungen (17 %) in der „FVII Mutation Database“<br />
ließ sich auf eine höhere Anzahl schwerer FVII-Mängel (< 2 %) zurückführen, die laut<br />
McVey nur bei gravierenden Mutationen (große Deletionen, Promoter-, Spleißstellenund<br />
Stopp-Mutationen) beider Allele vorkamen und einen fast vollständigen Syntheseabbruch<br />
des Proteins nach sich zogen. In unserem Kollektiv kamen lediglich drei Probanden<br />
mit einer compound-heterozygoten Mutation vor, die aber auf je einem Allel<br />
Missense-Mutationen (oder Mutationen, für die nur ein milder Effekt auf das FVII-Protein<br />
bekannt ist, siehe 4.4) aufwiesen und deren FVII-Aktivität zwischen 7 % und 22 % lag.<br />
Klinisch waren sie alle asymptomatisch, sodass auch hier gezeigt werden konnte, dass<br />
es eines schwerwiegenden Defekts auf beiden Allelen bedarf, um klinisch bedeutsam zu<br />
werden (Fragestellung 2; siehe 1.1.2).<br />
Auch der quantitative Blutungsscore (siehe Abb. 12; 13a−j) spiegelt den hohen Anteil<br />
weiblicher Probanden mit einer Menorrhagie und Hautblutungen wider. Beim durchschnittlichen<br />
Blutungsscore lagen die weiblichen Probanden aufgrund ihrer zusätzlichen<br />
Blutungssymptome mit 2,6 doppelt so hoch wie die Männer mit 1,3. Der klinische<br />
Schweregrad, wie er <strong>beim</strong> qualitativen Blutungstyp im Vordergrund steht, wird durch den<br />
Blutungsscore nicht erfasst (siehe Abb. 14).<br />
Um Blutungen in Studien zukünftig einheitlich bewerten zu können, wurde 2010 der<br />
Blutungsscore von der „International Society on Thrombosis and Haemostasis“ (ISTH)<br />
überarbeitet (Rodeghiero et al., 2010) und kann als „Bleeding Assessment Tool“ (BAT)<br />
im Internet heruntergeladen werden (www.gzrr.de; letzter Zugriff: 12.01.2012). Die<br />
Anzahl der verschiedenen Blutungen bzw. der Einzelscores beeinflusst aber weiterhin<br />
den Gesamtscore. Es sollte daher diskutiert werden, ob der summarische Blutungsscore<br />
zukünftig durch einen Blutungsindex ersetzt wird (Fragestellung 1; siehe 1.1.1), der das<br />
Verhältnis von Blutungsscore und der Anzahl von Blutungen berücksichtigt:<br />
(Index = Blutungsscore / Anzahl der Blutungen).<br />
Dies hätte folgende Vorteile:<br />
• Geschlechtsspezifischen Blutungen bleiben weitgehend neutral.<br />
• Eine hohe Anzahl diverser leichter Blutungen hebt den Scoreindex nicht an.<br />
• Die statistische Auswertung einer dimensionslosen Skalierung von 0−3 ist möglich.<br />
• Zukünftige Ergänzungen (Hämaturie, intrakraniale, präpartale Blutung) sind möglich.