Kaser EG: Genotyp-Phänotyp-Korrelation beim leichten hereditären ...
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vereinzelt nachgewiesen wurden, bei denen zudem auf einem Allel eine Mutation vorlag,<br />
für die kein starker Einfluss auf die FVII-Aktivität bekannt ist (siehe 4.4). Der höhere<br />
Anteil der milden Blutungen resultiert eher aus der Selektion des Kollektivs hinsichtlich<br />
der weiblichen Blutungssymptome und damit weniger aus dem Anteil der Mutationen,<br />
während in der „FVII Mutation Database“ hierfür eher compound-heterozygote<br />
Missense-Mutationen verantwortlich gemacht werden.<br />
Auch eine <strong>Korrelation</strong> zwischen dem quantitativen Blutungsscore (siehe Abb. 27a−b)<br />
und <strong>Genotyp</strong> ließ sich nicht aufzeigen, da eine Zunahme des Blutungsscores mit<br />
zunehmendem <strong>Genotyp</strong> <strong>beim</strong> <strong>leichten</strong> FVII-Mangel nicht festgestellt werden konnte.<br />
Wie bereits durch Wulff et al. in der Greifswalder Datenbank aufgezeigt werden konnte,<br />
liefert die molekulargenetische Analytik mit dem <strong>Genotyp</strong>, einschließlich der Kombinationen<br />
aus heterozygoten Mutationen und Haplotypen, aufgrund der guten <strong>Korrelation</strong> zum<br />
FVII-Mangel ein geeignetes Erklärungsmodell für die gemessene Aktivitätsminderung<br />
(Wulff et al., 2008). Eine klinische Relevanz mit der Möglichkeit zur Einschätzung des<br />
Blutungsrisikos ließ sich aber für den <strong>leichten</strong> FVII-Mangel in unserer Arbeit und in der<br />
„FVII Mutation Database“ nicht erkennen. Trotzdem bestätigt der im Vergleich zur Normalbevölkerung<br />
hohe Anteil von Haplotypen und Mutationen die Vorselektion des Kollektivs<br />
durch den klinischen und laborchemischen Phänotyp und begründet damit auch<br />
die Indikationsstellung zur genetischen Untersuchung (Fragestellung 1; siehe 1.1.1).<br />
Prognostisch kann festgehalten werden (Fragestellung 2; siehe 1.1.2):<br />
• Der <strong>Genotyp</strong> wird abgesehen von einer Mutation-Haplotyp-Kombination auf beiden<br />
Allelen klinisch oft toleriert und schwere Blutungen sind nicht zu erwarten, wenn auf<br />
einem Allel eine Mutation vorliegt, für die kein starker Einfluss auf die FVII-Aktivität<br />
bekannt ist. Dies trifft u. a. auf die meisten Missense-Mutationen zu (McVey et al.,<br />
2001).<br />
• Eine klinische Differenzierung <strong>beim</strong> <strong>leichten</strong> FVII-Mangel ist durch den <strong>Genotyp</strong> allein<br />
nicht eindeutig möglich. Daten aus der Anamneseerhebung, aber auch die Diagnostik<br />
im Hinblick auf weitere Nebendiagnosen sind hier weiterführend.<br />
• Für das Auftreten schwerer Blutungen sind fast ausschließlich homozygote oder compound-heterozygote<br />
Kombinationen größerer Gendefekte verantwortlich (Deletionen,<br />
Promotor-, Spleißstellen- und Stopp-Mutationen), die einen starken Einfluss auf die<br />
FVII-Aktivität (< 2 %) haben (McVey et al., 2001).