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R - Brasiliana USP

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(3.) Nachdem die Portugiesen im Jahre 1615 die Franzosen von der Insel Maranhäo vertrieben<br />

hatten (vergl. II. p. 873.)» ward eine feste Position am Rio das Amazonas für notwendig<br />

gehalten; denn seitdem FRANCISCO'ORELLANA im Jahre 1541 diesen Strom hinabgefahren<br />

war, hatten sich vielerlei Gerüchte von der grossen Bevölkerung und dem Goldreichthume der<br />

anliegenden Länder verbreitet, ; und die Holländer machten Miene sich des Landes zu bemächtigen.<br />

Desshalb ward FRANCISCO CALDEYRA im Jahre 1615 von Maranhäo abgesendet, und unter<br />

der irrigen Voraussetzung, dass er sich in der Bucht von Goajarä am südlichen Ufer des<br />

Amazonenstromes befände, gründete, er dort in demselben Jahre die Stadt Parä. Die Ansiedler<br />

fanden in den weitaüsgedehnten Urwäldern viele Indianerhorden, welche sich durch milde Sitten<br />

auszeichneten, und das Emporkommen der Colonie zu begünstigen schienen. Am zahlreichsten<br />

war auch hier die, aus den südlichen Gegenden von Pernambuco und Seara eingewanderte,<br />

Nation der Topinambazes\ und vielleicht beziehen sich die Namen der Pacayazes, Mamayamazes,<br />

Guayanazes, Taramambazes und Ingahybazes (Nhengahybazes) welche ausser jenen als<br />

hier wohnhaft genannt wurden, insgesammt auf einzelne Horden jenes weitverbreiteten und<br />

mächtigen Stammes. Die Taramambazes sollen an der Meeresküste zwischen den Flüssen<br />

• Tury-apu und Cdite, die Ingahybazes auf der Insel Marajo, die übrigen im Innern des<br />

Landes gelebt haben. Alle diese Horden pflegten der SchiffTahrt in schmalen, aus einem einzigen<br />

Stamm gezimmerten, an dem Vordertheile oft mit Kriegstrophäen und Klapperbüchsen<br />

{Maracds) geschmückten, Kähnen (Igäras), wesshalb sie auch Igaruänas genannt wurden.<br />

•Tiefer landeinwärts^ namentlich in der Nähe und jenseits des .Rio Tocantins, wohnten Horden vom<br />

Stamme der Bus und Gez (Canaguet-gez, Norogua-gez, Appina-gez) welche, so wie die<br />

kleineren Horden der Pochetys und Ammanius, auch jetzt noch die nördlichsten Gegenden der<br />

Provinz von Maranhäo und in Parä die Wälder zwischen den Flüssen Tury-apü und Tocantins<br />

inne haben. In jener Zeit mussten die Ureinwohner die Stelle der, noch sehr seltnen, Neger*<br />

Sclaven beim Landbaue oder bei andern körperlichen Arbeiten vertreten; und somit suchten sich<br />

die neuen Ansiedler vermittelst der Indianer festzusetzen und anzubauen, indem sie durch<br />

List oder Gewalt sich ihrer Dienste versicherten. Das; System, sich Indianer als Sclaven [zu<br />

verschaffen", indem man sie bekriegte und gefangen nahm, war in Brasilien eben so alt, als<br />

die ersten Niederlassungen der Portugiesen in der Provinz von S. Paulo. Zwar hatten die<br />

Könige von Portugal, die Freiheit der Indianer anerkannt, und namentlich war von D. SEBASTiäo'<br />

im Jahre 1570 und von D. FELIPE II. im Jahre 1605 gesetzlich bestimmt worden, dass nur<br />

die Menschenfresser und die von den Portugiesen in einem durch die Regierung erklärten Krieg<br />

gefangenen Indianer als Sclaven, alle übrigen aber als freie Leute zu betrachten seyen, und<br />

zu keiner Arbeit wider ihren Willen gezwungen werden dürften ; allein die Colonisten fuhren<br />

stets in ihren Sclavenjagden fort, und wussten endlich die Sclaverei der Indianer als den Interessen<br />

der Krone günstig ja nothwendig darzustellen, so dass D. FELIPE DI., der vorher ein<br />

Gesetz zur Aufhebung der Sclaverei gegeben hatte, dieses im Jahre 1611 zurücknahm, und<br />

nicht blos diejenigen Indianer, welche unter den obenerwähnten Verhältnissen gefangen worden<br />

waren, der Freiheit verlustig erklärte, sondern auch gestattete, dass die Colonisten den<br />

Indianern ihre gegenseitigen Gefangenen abkauften, und die Bildung von Niederlassungen bezwungener<br />

Indianer unter der Aufsicht der Weissen anrieth. Gemäss diesen gesetzlichen Be>stimmungen<br />

ham eine grosse Menge Indianer in die portugiesischen Ansiedlungen. Der Wunsch,<br />

sich mit Indianern zu bereichern, führte die unternehmendsten Colonisten weithin aufwärts auf<br />

HI. Theil. 118

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