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R - Brasiliana USP

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sen war. Besonders unerfreulich erscheint dieser Zustand der Dinge in dem Estado do Gram<br />

Parä, welcher vermöge seiner verhältnissmässig starken Bevölkerung an Indianern bei grossem<br />

Mangel an andern Arbeitern am Ersten eine günstige Veränderung zu erheischen scheinet. Die<br />

dortigen Einwohner, deren Wohlstand fast ledigHch von den Armen der Indianer abhängt, befinden<br />

sich diesen gegenüber zwar ohne»Vortheile, die das Recht, aber mit allen, welche einerseits<br />

Klugheit und Thätigkeit geben, andererseits^Indolenz und Geistesarmut!! einräumen. Sich<br />

zu den geringsten Preisen die Indianer nützlich und zinsbar zu machen, das ist dort die allgemeinste<br />

Rücksicht. Unter solchen Verhältnissen ist es leicht erklärlich, dass die Descimentos<br />

oder Expeditionen, um Indianer für häusHche Dienste zu erhalten, nie aufgehört haben. Zwar<br />

verbietet das Gesetz jeden feindlichen Angriff auf die in den Wäldern lebenden Indianer, aber<br />

die Kunst der Ueberredung ist freigegeben, und dass sie manchmal Nachdruck durch die Waffen<br />

erhalte, wird nicht befremden, wenn man bedenkt, dass diese zur Nothwehr mitzunehmen<br />

erlaubt-seyn müsse! Oft werden durch solche Unternehmungen, zu denen die Genehmigung<br />

der Regierung notwendig ist, *) Indianer überfaHen und als Gefangene im Tronco **) oder<br />

in FussscheHen hinweggeführt; oder in andern FäHen handelt man die Gefangenen ein, welche<br />

der Anführer eines Stammes (Tuxaua oder Principal) von diesem selbst oder von Feinden erbeutet<br />

hat. Alle Indianer, welche sich unter einem Principal befinden und somit in die Bevölkerungslisten<br />

des Richters aufgenommen werden, sollen eben wie jene, welche in den Rossas<br />

der Ortschaften Landbau treiben, als rechtmässige brasilianische Unterthanen betrachtet werden;<br />

gar häufig aber werden selbst solche von den Weissen überfallen und, unter dem Vorwande,<br />

dass sie entflohen oder Aufrührer seyen, in die Sclaverei hinweggeführt. Bitterer Hass<br />

und unbesiegbares Misstrauen von Seite der rothen Menschen und eine gefühllose, das Recht<br />

verspottende Sinnesart von Seiten der Brasilianer, diess sind die natürHchen Folgen eines so traurigen<br />

Verhältnisses. Die neue Verfassung Brasiliens hat nun zwar den Indianern aHe Rechte<br />

der übrigen freien Bürger ertheilt; wir sind aber versucht zu glauben, dass jener liberalen Institution<br />

ungeachtet, bis auf den heutigen Tag die Lage derselben sich noch »nicht verbessert<br />

habe, und immer noch eben so sehr als der Negerhandel die Hülfe und Fürsorge einer weisen<br />

und menschHchen Regierung in Anspruch nehme. Wo aber Hegt diese Hülfe, und kann sie<br />

überhaupt im-Allgemeinen geschafft werden? Welche Mittel stehen dem Staate jetzt noch zu<br />

Gebote, um die Lage jener unglückHchen Söhne eines Bodens zu verbessern, welcher bisher statt<br />

aller Segnungen nur Krieg und Verwüstung aus dem christHchen Europa empfangen hat?<br />

Die vorhergehende Schilderung von den Schicksalen der Indianer in Brasilien und von der<br />

Legislatur in Beziehung auf die bürgerliche Veredlung derselben rechtfertigt in mancher Rücksicht<br />

die Handlungsweise der portugiesischen Regierung, der es ernstlich um die Civilisation<br />

und Beglückung der Indianer zu thun war; sie beweisst aber auch, dass jener Aufgabe die<br />

grössten Schwierigkeiten entgegenstehen. Wenn die spanische Regierung auf die Begründung<br />

und Ausdehnung der Missionen am Paraguay jährlich eine Summe von neunzig bis hundert-<br />

*) Um auf den Nebenflüssen des Solimois Descimentos zu veranstalten, muss die Erlaubniss v»a<br />

dem Militärcommandanten in der Villa de Ega eingeholt werden.<br />

**) Ein schweres Stück Holz, durch dessen rundes, verschliessbares Loch man die Füsse der<br />

Gefangenen steckt.<br />

III. Theil. 119

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