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R - Brasiliana USP

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— XIX —<br />

Wenn in den Orchideen Alles auf eine sorgfältige Ausarbeitung des pflanzlichen Stoffes<br />

zu eigenthümlichcn Formen hindeutet, so hat dagegen die Natur in der Schöpfung der<br />

Aronstauden (Aroideae) nach grossartigem Maassstabe gearbeitet. Unbekümmert um das<br />

Spiel zarter, zu seltsamen Blüthen gleichsam verwebter und verschmolzener Blätter, den<br />

Effect des bunten Farbenschmelzes verachtend, hat sie hier grosse grüne Massen zu grottesken,<br />

bald einfachen, bald .zweitheiligen, gefingerten oder gefiederten Blättern von mancherlei<br />

Umrissen ausgebreitet. Das Blatt unter dem kolbigen Blüthenstande ist in eine ro»<br />

he, oft gefärbte, Tute zusammengerollt. Wie solches auch bei andern trübgefärbten Blumen<br />

bemerkt wird, giebt diese Hülltute (Spatha), bisweilen einen aasartigen Geruch von.sich<br />

(Arum campanulatum, Roxb,\ Dracontiumfoetidum, Li); auch eine eigentümlicheWärme-Entbindung<br />

aus diesen Scheiden ist (z. B. bei Arum italwmm, L.) wahrgenommen worden.<br />

Bei manchen Aroideen, wie z. B. dem gemeinen Arorr^miim maculatum, L.) Europa's,<br />

birgt sich der Stamm unter der Form von mehlreichen Knollen, die in tropischen<br />

Ländern ein wichtiges Nahrungsmittel geworden sind (so die Inhame, Calladium esculentum,<br />

Verkt.). Bei andern klimmt er gewunden, und strickartige Luftwurzeln aussendend,<br />

an den Bäumen hinan, oder er steht, von elfenbeinweisser Farbe, in die Quere geringelt<br />

(Calladium arborescens Vent., liniferum, TSees. Mart.) mit grossen pfeilfötmigen Blättern<br />

gekrönt, gleich Palisaden in dichten Beihen am Ufer der Gewässer (Tab. I. vm. 2.*)<br />

Würzschilfe und Bananen (Pisang). Diese beiden Pflanzenfamilien gehören fast<br />

ausschliesslich den Tropenländern an, und wenn jene in der alten Welt vorzuherrschen<br />

scheinen, dürfte die neue ein Uebergewicht an diesen enthalten. Das Blumenrohr (Canna)<br />

und der gemeine Pisang (Musa paradisiaca, L., die Pala des Plinius) sind bekannte Repräsentanten<br />

der schönen Gewächse in unsern Gärten. Auch in ihnen, wie in den Aroideen,<br />

hat sich das Blatt zu grosser Ausdehnung entfaltet, ja die Musa zeigt fast von allen<br />

Pflanzen die grössten einfachen Blätter; aber dieser Theil ist hier zarter, weicher als bei<br />

den Aroideen organisirt, von einer eigenthümlichen milden Färbung und einem seidenartigen<br />

Glänze,^zum Theil der Wirkung seiner eigenthämlichen Berippung, denn von den starken<br />

Mittelnerven laufen fast rechtwinklich zahlreiche Adern parallel mit einander nach dem<br />

Blattrand hin. Der Scheidentheil dieser Blätter bildet bei vielen gleichsam vorzugsweise<br />

den Stamm, der aus dicht über einander gerollten Blattscbeiden besteht, und dessbalb<br />

schwäch und saftreich ist: so verhält es sich unter anderm bei dem Pisang. Bei vielen<br />

Würzschilfen (Curcuma, Amomum, Alpinia) erreicht das Stammgebilde nur da, wo es unter<br />

der Erde bleibt, eine gewisse Festigkeit und Ausdauer: ästige, beschuppte und geringelte<br />

Triebe, vorzüglich reich an Satzmehl, und an einem eigenthümlichen, auch dem oberirdischen<br />

Kraute zukommenden, Aroma (wie beim Ingwer), oder an lebhaften Farbestoffen<br />

(Curcuma). Andere (Maranta, z. B. M. Tonhat, Aubl. Tab. I. vi. 3.) erheben ihreSten-<br />

*) Folgende sind die auf unsern Tafeln abgebildeten Aroideen , deren Grösse zwischen zehn und<br />

zwei Fuss wechselt. Tab. I. vm. 2. Calladium liniferum, N. M.; vm. 4. Pothos crassinervius, Jacq.<br />

vw. 5. Calladium grandifolium, JV. Tab. II. vn. 1. Dracontium polyphyllum, L. vn. 2. Calladium<br />

esculentttm, Vent. 3. C. erythropus, Mart. 4. C. sagittaefolium, Vent. 5. Die auf Felsen wachsende<br />

Carludovica (Salmia) acuminata, Ruiz. 6. Pothos acaulis, L. 7. Calladium violaceum.<br />

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