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R - Brasiliana USP

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und allein für seine Privatzwecke. Selbst die gemässigsten Directoren sandten, um den Schein<br />

zu meiden, höchstens diejenigen Indianer, welche ihnen am .wenigstens nützHch waren, in den<br />

Sertäo, um für Rechnung der Regierung zu arbeiten, oder erfüHten irgend einen Auftrag, der<br />

ihnen von Parä aus gegeben , wurde; ausserdem läugneten sie , disponible Indianer jzu haben.<br />

Fast absichtlich suchten sie die Achtung der Indianer gegen Staatsdiener und gegen Weisse<br />

überhaupt zu schwächen. Sie thaten nichts, um ihre Untergebenen von dem Laster des Trunkes abzubringen<br />

; ja sie hielten Branntweinschenken auf eigene Rechnung, um den UnglückHchen das<br />

zu entreissen, jwas ihnen auf andere Weise noch hätte entgehen können,'kurz: die ganze<br />

Ortschaft ward nur ein Mittel für die MonopoHen des Directors. Sobald irgend ein Staatsdiener<br />

sich ihrem Beginnen widersetzte, Hessen sie es nicht an Intriguen gegen diesen fehlen. Sie selbst<br />

verübten die grössten Grausamkeiten, die schändlichsten Laster, während sie die Indianer als<br />

aller CiviHsation unzugängHch, als unvernünftige Wesen darsteUten; bald warfen sie ihren Untergebenen<br />

vor, dass sie den Lohn für ihre Arbeiten nicht zu Rath zu halten verständen, während<br />

sie ihn geradezu verweigerten, bald, dass sie nicht arbeiten und keinen Zehnten zahlen<br />

woUten, während sie sich dadurch nur einer Abrechnung mit der Staatscasse zu entziehen suchten<br />

; bald logen sie sogar einen Aufstand, den die Indianer im Schilde führten, um in einer<br />

fortdauernden Unruhe einzige Herren der Aldea zu bleiben u. s. f." Eine solche Auflösung<br />

aller Bande der Sittlichkeit in den Directoraten und zwischen diesen und dem Staate foderte<br />

aUerdings eine neue Organisation der Indianer. Der Vorschlag des D. FRANCISCO DE SOUZA COU-<br />

TIMHO , sie sich vollkommen zurückzugeben, und als freie und unbeaufsichtigte Bürger mit sehr<br />

geringen Steuern zu belegen, hatte auch königliche Genehmigung gefunden, und stillschweigend<br />

wurden aUe Indianer nochmals emaneipirt, indem die Directorate entweder aufgehoben, oder lediglich<br />

als Polizeistelle, zur Aufrechthaltung der Ordnung belassen wurde, wobei auch Indianern<br />

dieBefugniss ertheilt ward, durch die Wahl ihrer Mitbürger zu jener Stelle zu gelangen. Die Steuer<br />

der 6 pro C. von den Culturerzeugnissen, welche die Indianer den Directoren überall, wo diese<br />

noch bestanden forthin entrichten mussten, ward durch ein kaiserliches Decret vom Jahre 1825<br />

ebenfalls noch vollständig abgeschafft. Die gemeinschaftHche Verwaltung der Pflanzungen, die<br />

Unternehmungen zur Einsammlung der Landesproducte auf gemeinschaftliche Rechnung u. s. f.<br />

hörten auf; jeder Indianer ward sich und seiner eigenen Bestimmung zurückgegeben. Nur in<br />

solchen Gegenden, wo Einfälle von feindlichen Horden zu befürchten schienen, oder wo das<br />

Handelsinteresse der Weissen eine regelmässige Verbindung mit den Indianern erheischte, wurden<br />

auch fernerhin Juizes, Richter, aufgestellt, die die Streitigkeiten zwischen Indianern und<br />

Weissen zu schlichten autorisirt wurden. So besetzte man vorzüglich die Fazendas an den<br />

Mündungen und andern geeigneten Puncten der Flüsse im Sertäo, wohin die Weissen Expeditionen<br />

zu machen pflegen, z. B. am Rio Puruz, Jutahy, Japurä, Icä u. s. f. mit Weissen Juczes,<br />

-denen gleichsam Consulatsgeschäfte obliegen. Von diesen friedlichen und scheinbar sehr<br />

wohlwollenden Grundsätzen wich man nur in Beziehung auf die sogenannten Bugres ab, wie<br />

man die fortwährend mit den Colonisten im Kriege befindlichen Cannibalen zu*hennen pflegte.<br />

Vorzüglich die Botocudos in Minas Geraes, Porto Seguro und Bahia, welche bei dem allmäligen<br />

Vorrücken der Colonisten und der mit diesen in Frieden lebenden Völkerstämme, der Puris,<br />

Coroados u. s. w., beunruhigt worden waren, und nun als treulose, raschsüchtige Nachbarn<br />

jene von Zeit zu Zeit überfielen, wurden, während man den aldeirtcn Indianern vollkommene<br />

Freiheit zusprach, als offene Feinde der Brasilianer und vogelfrei erklärt. Diese Stämme

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