R - Brasiliana USP
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— XLII —<br />
Wohnorte zu verlegen gezwungen sind. Was kein Schrecken reissender Thiere, keine<br />
Drohung menschenfressender Urbewohner vermag, bewirkt die unaufhaltsam wiederkehrende<br />
Plage jener Blutsauger. Die Kantenlefzer (NoctitiH) und mehrere Arten der geschwänzten<br />
Gattung Dysodes, beide vorzüglich von Insecten lebend, gehören ebenfalls<br />
dem tropischen America zu.<br />
Diess Continent besitzt im Vergleiche der alten Welt minder furchtbare Katzenarten; die<br />
grössten und gefährlichsten von ihnen sind Felis discolor- in Peru Puma oder Löwe genannt,<br />
die Onze (Felis Onca, L. f.5.), oder JaguaretS in Brasilien, und insbesondere deren schwarze<br />
Varietät, der Tigre der Brasilianer (f. 4.). Blutgierig, keinen Raub verschmähend, schleichen sie<br />
während der Nacht aus ihrem Schlupfwinkel von ^Röhricht oder Gestrüpp hervor, und üÖerf allen<br />
d&'harmlosenHeerden oder die andern Thiere des Waldes, welche furchtsam ihr Uebergewicht<br />
anerkennen. Fast alle bestehen nicht im ungleichen Kampfe; nur das Krokodil trägt bisweilen den<br />
Sieg davon, und der grosse Ameisenfresser schlägt, auf dem Rücken liegend, seine langen Klauen<br />
so tief in die Seiten des Angreifers', dafs beide" Thiere miteinander als besiegte Sieger fallen.<br />
Die andern ame'ricanfschett Ratzenarten, kleiner und schwacher, unserm Luchs oder<br />
der wilden Katze vergleichbar, z.B. der O'celot (Felis paiddlis, L. f. 26.) theilen mit Jenen Sitten<br />
und Lebensweise. Man kann somit sagend dafs diese Gattung'der Thierweltdes tropischen<br />
America keine "besondere Physiognomie verleihe. Diess ist dagegen ganz vorzüglich mit<br />
den Faulthieren (Bradypti&' triductylus,!'L. Üg. 2. etc.,) der Fall, einem höchst eigenthümlichen,<br />
bloss auf Ameficä beschränkten Geschlechte, das seinen Namen von der ausserordentlichen<br />
Langsamkeit Seiner Bewegungen erhalten hat. Sein klägliches, nur selten hörbares<br />
Geschrei, der greisenhafte, ängstlichmürrische Ausdruck des flachen von dicken steifen<br />
Haaren umgebenen Gesichtes, der wehmüthigmatte Blick des dunklen Auges, die gespensterhaften<br />
Bewegungen des vorgestreckten Halses und der mit langen Klauen bewaffneten<br />
Greifarme, die unordentliche Bekleidung mit struppigharten Ilaaren — vereinigen sich<br />
zu einer höchst seltsamen, gleichsam alterihümlicnen Thiergestalt, und Alles giebt der<br />
Meinung Eingang, dass die Gattung, aus der Zahl früherer Erdbewohner, übrig geblieben,<br />
nur noch einen Rest ihrer ehemaligen Lebenskraft besitze, und so, gleichsam erkrankt an<br />
der langen Zeit, durch sie ihr Daseyn hingefristet , habe,,zu beständigem Siechthum<br />
verurtheilt sey. Ehemals wurde America von dem Megatherium bewohnt., einem gigantischen<br />
Ungeheuer, grösser als der Elephant, das, nach.der Bildung seines Knochengerüstes,<br />
keinem Thiere näher verwandt, war, als dem Faullhiere, und desshalb auch von Einigen<br />
Riesenfaulthier genannt wird. Das, Skelet desselben, in Sumpf versenkt, hat man in den<br />
Fluren vonParaguay u. s. w. gefunden. Diese Colosscn einer früheren Bildungszeitr konnten wohl<br />
nicht die Bäume besteigen, wo ausschlief*lieh das noch existirende Faulthier sein Leben<br />
zubringt; sie weideten mit dem verwandten Megalonyxe und mit dem Mastodon, der untergegangenen<br />
Elephantenart jenes Welttheiles, in den Fluren und Urwäldern. Wahrscheinlich<br />
sind alle diese Thiere mit einander durch eine gewaltige Katastrophe vernichtet worden;<br />
eine allgemeine Dürre suchte das Land heim, und trieb die dürstenden Thiere in die<br />
letzten Gewässer der Sümpfe zusammen, worin sie endlich den Tod fanden; darauf hat<br />
vielleicht eine grosse Wasserfluth die meisten ihrer Reste in Flussmulden und Höhlen geführt,<br />
wo sie der staunenden Nachwelt sind erhalten worden. Jene frühere Bildangs-