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R - Brasiliana USP

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— XLVI —<br />

nigen die Sitten des Dachses mit denen der Wiesel und Marder. — Die Entdeckung des<br />

australischen Continenles hat uns eine höchst cigenthümliche Thicrform als dort herrschend<br />

gezeigt, nämlich jene Beutelthiere (Marsupialia), deren 'Weibchen zum Theile ihre<br />

zahlreiche Nachkommenschaft in einem häutigen Sacke am Bauche gross ziehen. Auch America<br />

besitzt, insbesondere im südlichen Theil, mehrere Repräsentanten aus dieser Familie, und<br />

zwar, wie es scheint, in grosser Verbreitung. Das gemeine Beutelthier (Didelphys marsupialis,<br />

L. fig. 22.) erscheint in den Wäldern von Peru, wo es Muca-muca, am Paraguay<br />

, wo es Micure, in Brasilien , wo es Gambd, und in Cayenne, wo es Pian genannt<br />

wird. Dieses seltsame Geschlecht vereinigt in sich die Eigenschaften mehrerer, unter sich<br />

sehr verschiedener, Thierformen: die Körpergestalt rattenartiger Nagethiere mit dem Gebisse<br />

fleischfressender Raubthiere, einen Greifschwanz mit bandartiger Organisation derllinterfüsse.<br />

Wo der Beutel fehlt, befestigen sich die Jungen mittelst ihres Schwanzes an dem<br />

der Mutter. Alles fressend, ziehen sie Tag und Nacht, wie die Ratten, jedoch den feisten<br />

Körper nur träge bewegend, auf den Raub aus, und sind" überall Gegenstand der Verfolgung<br />

sowohl stärkerer Thiere als des Ureinwohners, dessen Heisshünger auch ihres übelriechenden<br />

Fleisches nicht schont. — Eben so seltsam, aber lediglich auf die Tropenländer<br />

der neuen Welt beschränkt, sind jene 'langbehaarten, mit mächtigen Krallen an den kürzen<br />

Füssen bewaffneten, langköpfigen aber zahnlosen Thiere, die Ameis'enfresser (Myrrnecophaga).<br />

Sie sind auf die Ameisen und Termiten angewiesen, welche zu zahllosen Schaaren<br />

vereinigt^ in Wäldern, noch mehr aber auf den offnen Fluren hausen, und ihre Bauwerke<br />

über grosse Landstrecken ausdehnen. Die Feinde dieser kleinen kunstreichen Baumeister<br />

eröffnen die aus Letten aufgeführten, oft sehr verhärteten, Gewölbe mit ihren starben<br />

Krallen, und wenn die gestörten Bewohner hervor und über die weit ausgestreckte Zunge<br />

des Thieres hineilen, werden sie durch deren Zurückziehung verschlungen. Auch die<br />

Larven werden von ihnen verzehrt. Das grösste Thier dieser merkwürdigen (Jruppe (Myrmecophaga<br />

jubata, L. fig. §.) ist durch «einen überaus langzottige« Schweif ausgezeichnet,<br />

den es, wenn in kurzem Galoppe über die Fluren hineilend, schräg wackelnd, eine höchst<br />

abenteuerliche Gestalt, in die Luft trägt. Harmlos und fast „lautlos — nur ein dumpfes<br />

Schnarchen slösst es aas Furcht oder, Zorn hervor -— ist es keinem andern Thiere gefährlich,<br />

so länge es nicht Zeit gewonnen hat, sich auf den Rücken zu legen und seiner Umarmung<br />

durch das. Eingraben der langen Scharrkrallen Nachdruck zu geben. Die andern<br />

kleineren Arten (M. didaetyla, L., und M. tetradaetyla, L. fig. 11.) erscheinen vorzüglich<br />

in Wäldern, wo sie Bäume besteigen, und sich mit ihrem Greifschwanze festhalten. Mit<br />

Recht betrachtet man die Ameisenfresser als eine der individuellsten Bildungsformen der<br />

americanischen Thierwelt; Africa besitzt eine analoge Gattung im capischen Ameisenfresser<br />

(Orycteropus), Asien gewissermaassen im Schuppenthier (Manis).<br />

Die von Jahr zu Jahr mehr ausgebildete Lehre von der Verbreitung der organischen<br />

Wesen auf der Erde bestätigt die Thatsache von der Gegenwart solcher Geschöpfe<br />

in den einzelnen Welttheilen, welche sich durch Bau und Lebensweise gegenseitig als<br />

entsprechend bezeichnen. Wir dürfen uns daher nicht wundern, das höchst sonderbare<br />

Schuppenthier, auf den ersten Anblick ein Säugthier unter der Form einer grossen<br />

Eidechse, welches Ostindien bewohnt, und, ebenfalls zahnlos, sich von Ameisen nährt, in<br />

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