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R - Brasiliana USP

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— XXXIX —<br />

Der Stengel des Farnkrautes kriecht gewöhnlich auf oder unter dem Boden hin, bald mit<br />

den Spuren abgefallener Blätter besetzt, bald dicht bekleidet mit braunen, glänzenden<br />

Schüppchen. Dieser Ueberzug nimmt bisweilen das Ansehen eines thierischen Pelzes an;<br />

und die seltsame Verästelung eines so bekleideten Famkrautes in der Bucharei (Aspidium<br />

Baromez) hat die abenteuerliche Fabel vom Schaafe Baromez erzeugt. In den Tropenländern<br />

erheben sich manche dieser Farnstengel baumartig auf zwölf bis drcissig Fuss, bei<br />

zwei bis acht Zoll Durchmesser, und ihre grossen Laubwedel wölben sich, ein Nachbild der<br />

Palmen, zu ansehnlichen Rronen. Doch fehlt ihnen der edle, freundliche Charakter, der<br />

die Palmen zu den Königen der Pflanzen macht; denn die Stämme, von düsterer, dunkelbrauner<br />

Färbung, mit schuppiger und durch zahlreicheBlaltnarben ungleich vertiefter Oberfläche,<br />

oft ringsum von anwächsenden Luftwurzeln vergrössert, sind vielmehr ein Bild alternder,<br />

versiegender Lebenskraft als jenes jugendlich-kühnen Wachsthums, das wir an den<br />

Palmen bewundern. Auch ist ohne Zweifel diese Bildung des Farnbaumes viel älter auf<br />

unserer Erde, als die der Palmen. In den Kohlenflötzen der alten wie der neuen Welt finden<br />

wir keine Pflanzengestalt so häufig und so gross, wie die der Farnbäume. Farnstämme<br />

so dich wie die unserer höchsten Laubhölzer begegnen uns hier bisweilen noch im ganzen<br />

Umrisse kenntlich, und die Mächtigkeit der Kohlenschichten giebt ein ungeheuresMaass von<br />

der Ausdehnung jener Farnwaldungen, die in einer früheren Epoche auf unserer Erde so herrschend<br />

gewesen seyn mögen, wie jetzt die von Fichten und Tannen. Damals aber vermochte<br />

die Erde zwar colossale Gestalten zu erzeugen; doch fehlte jene Mannichfaltigkeit der<br />

Bildungen, welche sich in späteren Perioden des Erdelebens hervorthat. Der Fleiss der<br />

Naturforscher hat bis jetzt kaum hundert verschiedene Formen, welche den Farn angehören,<br />

als Reste einer vorweltlichen Vegetation nachgewiesen, während man bereits wohl zwei<br />

tausend jetzt lebende Arten von Farn kennt. Damals mögen die gigantischen Thiere der<br />

Urwelt in dichten Farnwäldern geweidet haben. Jetzt sind Farnkräuter und Farnbäume in<br />

eine untergeordnete Rolle zurückgetreten; eine andere Pflanzenwelt hat sich über sie erhoben,<br />

und sie dienen gleichsam nur- durch ihr trübes, melancholisches Bild den Glanz der<br />

heiteren Umgebungen zu erhöhen. Das tropische America hat auch von dieser Pflanzenform<br />

einen grossen Reichthum aufzuweisen; nicht nur, dass eine Menge hrautartiger Gattungen den<br />

üppigen Boden und die Stämme bewohnen, so schlingen sich auch manche (Lygodium) als<br />

windende Gesträuche an andern Bäumen in die Höhe, und allerlei Baumfarn (Chnoophora,<br />

Didymochlaena, Alsophila, Cyathea; siehe Alsophila paleolata, Tab. I. ix.) ragen zwischen<br />

dem Unterholze der Urwälder hervor. Diese letztern, die Baumfarn, scheinen nicht<br />

sowohl die höchste Temperatur des Aequators, als vielmehr ein milderes Klima, nördlich<br />

und südlich von demselben, zu lieben; denn sie wachsen am häufigsten und höchsten auf<br />

bergigen Gegenden in der Nähe der Wendekreise. Hier stehen sie einzeln zerstreut im<br />

Dickicht, besonders gerne da, wo ein Wasserfall die Luft mit feuchten Dünsten erfüllet,<br />

oder am Rande von Bergquellen und Teichen. Sie halten sich frei von Parasiten, und die<br />

Thiere verschmähen den Aufenthalt auf ihnen: kein Vogel nistet zwischen ihren Kronen,<br />

kein Säu

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