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R - Brasiliana USP

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also gerade auch«die Mitglieder der Magistrate, daran Antheil nahmen, so wurde die Einfuhrung<br />

der als Kriegsgefangene eingehandelten Indianer {Indios de Resgate) sogar unter der Autorität<br />

der Municipalitäten vorgenommen, bis im J. 1679 die. Verbote des Indianerhandels erneuert,<br />

die Jesuiten wieder eingesetzt, und ihnen die Administration und Sorge für die Indianer<br />

übergeben wurde, eine freilich stets von dem Volke und den übrigen geistlichen Orden höchlich<br />

gemissbilligte Maassregel. Von nun an begann eine den Indianern günstigere Periode, denn<br />

da die Jesuiten viele Niederlassungen (Aldeas) im Innern gründeten, wo sie zahlreiche Horden<br />

von Indianern vereinigten, durch milde Behandlung zu gewinnen, zu civilisiren und mit dem<br />

Anbau von Lebensmitteln und Handelsartikeln zweckmässig zu beschäftigen suchten, so fanden<br />

diese hier Zufluchtsorte vor der Barbarei ihrer Verfolger. Man fing dann an, sie besser zu behandeln<br />

und ihren Werth höher zu schätzen. Die Indianer befanden sich bei den Jesuiten in einem<br />

Zustande der Bevormundschaftung, zu welchem sich ihre Indolenz sehr eignete. In einer<br />

halben Freiheit, den* Wäldern , woraus man sie herabgeführt hatte, noch nahe und nicht berührt<br />

von dem Zwang einer städtischen Civib'sation, lebten sie hier in grossen Gesellschaften<br />

sehr behaglich, und sie zogen diesen Aufenthalt dem unter den weissen Colonisten bei weitem<br />

vor. Es war ihnen erlaubt, einen Theil des Jahres entfernt von der Aldea zuzubringen; für<br />

ihre Arbeiten, mit Ausnahme derjenigen, wodurch sie die gemeinschaftlichen Mundvorräthe vermehren<br />

halfen, wurden sie durch nützliche oder nöthige Stücke des Hausrathes oder durch<br />

Kleider bezahlt. Sie wurden in der christlichen Religion unterrichtet, und zu dem Gedanken<br />

einer gewissen Verpflichtung gegen den Staat angewiesen. Die Sprache, in welcher man mit<br />

ihnen verkehrte, war die Tupi-Sprache, die sogenannte Lingua gerat brasilica, von welcher sich<br />

die Guarani-Sprache nur als Mundart unterscheidet. Diese Sprache, ursprünglich das Bigenthum<br />

der Topinambazes, ward von den Geistlichen ausgebildet, und die gesammte Bevölkerung des<br />

Estado do Gram Parä hatte sich dieselbe so sehr angeeignet, dass man sie bis zum Jahre 1757<br />

auf der Kanzel gebrauchte, und auch gegenwärtig für den Verkehr im Innern noch nöthig hat.<br />

Jener Zustand der Indianer war unstreitig der günstigste, sowohl für sie selbst, als für die<br />

Interessen des Staats, welcher von Zeit zu Zeit die Vermittelung der geistlichen Väter in Anspruch<br />

nahm, um Indianer zur Arbeit in den öffentlichen Werken, zu dem Ruder-und Fischer-<br />

Dienste u. dgl. zu erhalten. Auch andere geistliehe Orden, vorzüglich die Carmeliten, nahmen<br />

auf ähnliche Weise Theil an der Civilisation der Indianer, und alle bereicherten sich durch<br />

den Fleiss derselben, indem sie die kostbaren Naturproducte des Landes unter der Aufsicht der<br />

Missionäre im Innern sammeln , und in die Klöster an der Küste hinabschiffen Hessen. Die<br />

Jesuiten hatten eine Menge solcher Missionen längs der Küste des Festlandes, auf der Insel<br />

Marajo und im Innern am Amazonenstrome, sogar bis an der äussersten Grenze des portugiesischen<br />

Gebietes, am Rio Javary. Der Zustand der Aldeas* blieb blühend, bis zur Auflösung<br />

des Jesuitenordens, bei welcher Veranlassung im Jahre 1769 aus Parä und Maranhäo nicht<br />

weniger als 112 Jesuiten nach Europa deportirt wurden. DE LA CONDAMINE , welcher die Missionen<br />

dem Amazonas entlang im Jahre 1741 besuchte, schildert sie als wohlhabend und blühender,<br />

als die spanischen Missionen in Mainas. Die jesuitischen Etablissements wurden nun den<br />

übrigen geistlichen Körperschaften übertragen. Im Jahre 1718 sollen nach BERREDO (Annaes, S.<br />

322.) neunzehn Aldeas der Jesuiten, fünfzehn der Kapuziner, zwölf der Carmeliten und<br />

fünf der Mercenarios bestanden haben. POMBAL, eben so sehr durch falsche Berichte als durch<br />

chimärische Furcht und eingewurzelten Hass gegen die Jesuiten irregeleitet, hat durch die<br />

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