R - Brasiliana USP
R - Brasiliana USP
R - Brasiliana USP
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
927<br />
also gerade auch«die Mitglieder der Magistrate, daran Antheil nahmen, so wurde die Einfuhrung<br />
der als Kriegsgefangene eingehandelten Indianer {Indios de Resgate) sogar unter der Autorität<br />
der Municipalitäten vorgenommen, bis im J. 1679 die. Verbote des Indianerhandels erneuert,<br />
die Jesuiten wieder eingesetzt, und ihnen die Administration und Sorge für die Indianer<br />
übergeben wurde, eine freilich stets von dem Volke und den übrigen geistlichen Orden höchlich<br />
gemissbilligte Maassregel. Von nun an begann eine den Indianern günstigere Periode, denn<br />
da die Jesuiten viele Niederlassungen (Aldeas) im Innern gründeten, wo sie zahlreiche Horden<br />
von Indianern vereinigten, durch milde Behandlung zu gewinnen, zu civilisiren und mit dem<br />
Anbau von Lebensmitteln und Handelsartikeln zweckmässig zu beschäftigen suchten, so fanden<br />
diese hier Zufluchtsorte vor der Barbarei ihrer Verfolger. Man fing dann an, sie besser zu behandeln<br />
und ihren Werth höher zu schätzen. Die Indianer befanden sich bei den Jesuiten in einem<br />
Zustande der Bevormundschaftung, zu welchem sich ihre Indolenz sehr eignete. In einer<br />
halben Freiheit, den* Wäldern , woraus man sie herabgeführt hatte, noch nahe und nicht berührt<br />
von dem Zwang einer städtischen Civib'sation, lebten sie hier in grossen Gesellschaften<br />
sehr behaglich, und sie zogen diesen Aufenthalt dem unter den weissen Colonisten bei weitem<br />
vor. Es war ihnen erlaubt, einen Theil des Jahres entfernt von der Aldea zuzubringen; für<br />
ihre Arbeiten, mit Ausnahme derjenigen, wodurch sie die gemeinschaftlichen Mundvorräthe vermehren<br />
halfen, wurden sie durch nützliche oder nöthige Stücke des Hausrathes oder durch<br />
Kleider bezahlt. Sie wurden in der christlichen Religion unterrichtet, und zu dem Gedanken<br />
einer gewissen Verpflichtung gegen den Staat angewiesen. Die Sprache, in welcher man mit<br />
ihnen verkehrte, war die Tupi-Sprache, die sogenannte Lingua gerat brasilica, von welcher sich<br />
die Guarani-Sprache nur als Mundart unterscheidet. Diese Sprache, ursprünglich das Bigenthum<br />
der Topinambazes, ward von den Geistlichen ausgebildet, und die gesammte Bevölkerung des<br />
Estado do Gram Parä hatte sich dieselbe so sehr angeeignet, dass man sie bis zum Jahre 1757<br />
auf der Kanzel gebrauchte, und auch gegenwärtig für den Verkehr im Innern noch nöthig hat.<br />
Jener Zustand der Indianer war unstreitig der günstigste, sowohl für sie selbst, als für die<br />
Interessen des Staats, welcher von Zeit zu Zeit die Vermittelung der geistlichen Väter in Anspruch<br />
nahm, um Indianer zur Arbeit in den öffentlichen Werken, zu dem Ruder-und Fischer-<br />
Dienste u. dgl. zu erhalten. Auch andere geistliehe Orden, vorzüglich die Carmeliten, nahmen<br />
auf ähnliche Weise Theil an der Civilisation der Indianer, und alle bereicherten sich durch<br />
den Fleiss derselben, indem sie die kostbaren Naturproducte des Landes unter der Aufsicht der<br />
Missionäre im Innern sammeln , und in die Klöster an der Küste hinabschiffen Hessen. Die<br />
Jesuiten hatten eine Menge solcher Missionen längs der Küste des Festlandes, auf der Insel<br />
Marajo und im Innern am Amazonenstrome, sogar bis an der äussersten Grenze des portugiesischen<br />
Gebietes, am Rio Javary. Der Zustand der Aldeas* blieb blühend, bis zur Auflösung<br />
des Jesuitenordens, bei welcher Veranlassung im Jahre 1769 aus Parä und Maranhäo nicht<br />
weniger als 112 Jesuiten nach Europa deportirt wurden. DE LA CONDAMINE , welcher die Missionen<br />
dem Amazonas entlang im Jahre 1741 besuchte, schildert sie als wohlhabend und blühender,<br />
als die spanischen Missionen in Mainas. Die jesuitischen Etablissements wurden nun den<br />
übrigen geistlichen Körperschaften übertragen. Im Jahre 1718 sollen nach BERREDO (Annaes, S.<br />
322.) neunzehn Aldeas der Jesuiten, fünfzehn der Kapuziner, zwölf der Carmeliten und<br />
fünf der Mercenarios bestanden haben. POMBAL, eben so sehr durch falsche Berichte als durch<br />
chimärische Furcht und eingewurzelten Hass gegen die Jesuiten irregeleitet, hat durch die<br />
118 *