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R - Brasiliana USP

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— XXVII —<br />

le am Besten gedeihen; von dort her stammt der Name dieser Gewächsgruppe und die Cultur<br />

der Cochenille , womit schon die alten Azteken den Saum fürstlicher Gewänder färbten.<br />

Fast möchte man behaupten, dass die Denkmäler einer frühen Gesittung, welche von jenem<br />

Volke übrig geblieben sind, mit dem seltsamen Charakter übereinstimmen, den die Cactuspflanzen<br />

der Landschaft verleihen. Mexico hat einen Nopalstamm, über dem ein Adler emporschwebt,<br />

zum Wappenbilde genommen, Und wenn diess Gewächs die Kraft symbolisirt,<br />

wodurch beharrlicher Fleiss auch das. ; todte Gestein zu vielgestaltigem Leben erwecken<br />

kann, so erscheint das Sinnbild gut gewählt für einen jugendlichen Staat, der sich aus ungünstigen<br />

Elementen zur Selbstständigkeit entwickeln muss*).<br />

An den Cactusgewächsen bewundern wir vor Allem die eigenthümliche Gestalt; andere<br />

Pflanzen der Tropenländer imponiren uns durch die Gewalt ihrer Masse. Wir treten<br />

in einen, jener Urwälder, worin die Natur noch rungestört ihre Riesenkraft dem Baue pflanzlicher<br />

Ungeheuer widmet, und, wie sonst beim Anblicke des Elephanten oder des Wallfiscbes,<br />

worden, wir. auch «hier vom Bilde überschwenglicher Zeugungskraft niedergedrückt.<br />

Da stehen sie, diese himmelhohen Stämme, «neben welchen unsre Eichen wie Zwerge verkümmern,<br />

Zeugen einer undenklichen Vorzeit, felsenfest in den Boden gewurzelt, und mit<br />

tausend Aesten ein Labyrinth von Gewölben ausbreitend, durch dessen Dunkel kein senkrechter<br />

Sonnenstrahl dringet J,, Sollen wir mehr die Fülle des* immergrünen Laubes bewundern,<br />

mehr die Masse und.Härte des Stammes, der, wie ein ungeheuerer, vielgestaltiger<br />

Krystall aus dem lebensreichen Erdreich aufgeschossen, an Schwere und Dichtigkeit mit dem<br />

Gesteine selbst zu Wetteifer,» scheinet? Wie hat dieser majestätische Bau sich Jahrhunderte<br />

hindurch entwickelt, wie wird er noch Jahrhunderten trotzen! Wie eng und kurz für die<br />

Lebensäusserungen eines solchen Riesenbaumes sind die Perioden, die wir in der Geschichte<br />

unseres Geschlechtes kennen! Bis mancher dieser uralten Stämme, seine volle Gestaltung<br />

gewinnend, vom Gipfel an bis zu den untersten Aesten sich ..mit Blüthen und Früchten<br />

bedeckt**,), möge» nicht nur Generationen T— mögen ganze Völker vergangen, Sprachen ent-<br />

*) Wir führen von den verschiedenen Formen der Nopalgewächse folgende vor: Tab. II. vi. 1.<br />

Cereus scopa, DyL, ein vielkantiger, aufrechtstehender, einfacher Säulennopal, mit langen Haaren<br />

und Stacheln überdeckt. 2- Cereus Jamacarü , DC., einer der gemeinsten und grössten Nopalbäume<br />

in Brasilien, mit grossen, essbaren Früchten. 3. Opuntia Tuna, MM. und Ficus indica , e Haw. 4.<br />

Mammillaria coronata, Haw. 5. Cereus pentagonus, Hau). 6. Opuntia minosissima, Müh Daneben<br />

haben wir noch jene Euphorbia phüsphorta (Reise IL 8.612. u. 726.) abgebildet, deren ausströmende<br />

Milch einen Phosphorschein von sich giebt. Diese blattlose und strauchartige Form der Wolfsmilchgattung<br />

schliesst sich an die Cacteen an. Ihr ähnliche Gestalten machen einen Hauptzug in der Physiognomie<br />

der africanischen Flora aus, und vertreten dort die, ursprünglich fehlende, Form derNopale.<br />

**) Auch in unsern Wäldern macht man die Bemerkung, dass der ganze Baum, vom Gipfel bis<br />

zu den untersten Aesten, nur selten blühet und Früchte reift. Gewöhnlich ist es nur die Krone, welche<br />

, zur erregenden Einwirkung der Sonne hindurchgedrungen, die Fortpflanzung übernimmt, und<br />

je dichter der Wald, um so höher muss der Stamm treiben, um so mehMijbr unteren Aeste muss<br />

er abwerfen, bis er Saamen auszubilden vermag. (Ein Baum im Freien , Vierall der Sonne ausgesetzt,<br />

wirft minder ab, und trägt eher reifen Saamen.) Nun aber gelangt in den Tropenlandern jez

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