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R - Brasiliana USP

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— LVI —<br />

Menschen hervor; so durch die colossalen Heuschrecken, zum Theil mit ungleichgrossen<br />

Fresszangen bewaffnet (die noch unbeschriebene Sippe der Cerberodon, Perty), die schlangenförmigen<br />

Tausendfüsse (Julus- und Polydesmus-Arten), die Wanzen mit Blattfüssen, die<br />

mit Dornen besetzten Phalangienfdie haarigen Vogelspinnen, die grotteske Gestalt der sogenannten<br />

Gottesanbeterinnen (Mantis), das sogenannte fliegende Blatt, wovon schon Pigafelta<br />

fabelte, Proscopia, welche dürre Zweige nachahmt u. s. w. Andere scheinen in<br />

der That geschaffen, um den Menschen zu bekriegen, und ihm die Herrschaft über das<br />

fruchtbare Land zu erschweren. Wir erinnern an die giftigen Scorpione, an die Termiten<br />

und Ameisen, welche hier, mannicbfaltige Kunsttriebe entwickelnd, die Sorgfalt des Landwirthes<br />

vereiteln, an den berüchtigten Sandfloh (Pulex penetrans, L.) und die Waldzecken<br />

(Ixodes), vor Allem aber an jene dichten Schwärme von Stechfliegen und Schnacken (SU<br />

mulium, Culex), welche durch ihre blutgierige Verfolgung die ganze Landschaft unbewohnbar<br />

machen, und nur durch eine verjährte und weitausgedehnte Cultur des Bodens<br />

aus ihrer Herrschaft vertrieben werden köjpen. Den wilden Thjeren des tropischen America<br />

darf sich der einzelne Mensch kühn gegenüberstellen;>«. der Muth und die Geschicklichkeit<br />

des nackten, ungebildeten Ureinwohners besiegen sie, und würden sie bei ernstlichem<br />

Willen leicht bis zur Unschädlichkeit verringern, ja ausrotten können. Anders verhält es<br />

sich mit jenen kleinen Insecten. Ihre Herrschaft über schöne und fruchtbare Länder, kann<br />

nicht der muthige Wille des Einzelnen zerstören; nur eine höhere Kraft: die Vereinigung<br />

zahlreicher Menschen zu bürgerlichem Fleisse, zu regelmässiger Benützung des Bodens<br />

wird diesen Sieg davon tragen. So werden denn auch im Laufe der Jahrhunderte diese<br />

Wolken schädlicher Zweiflügler verschwinden, welche, bis jetzt noch über ausgedehnte<br />

Strecken der schönsten Länder hängend, ihnen den Charakter einer rohen Wildniss verleihen.<br />

Bewohnt und urbar gemacht, wird das tropische America aus der gleichsam naturhistoriseben<br />

Bedeutung, in welcher es zu der alten Welt steht, heraus in eine geschichtliche,<br />

und allgemein bürgerliche übertreten, und die Thier- 1 und Pflanzenwelt dieses schönen<br />

Welttheiles werden mit zunehmender Oberherrschaft des Menschen sich auf jene untergeordnete<br />

Rolle beschränken, welche ihnen, dem Menschen gegenüber, zusteht. Mit dieser<br />

Bemerkung sehen wir uns am Schlüsse dieser flüchtigen Schilderung wieder bei demselben<br />

Gedanken angelangt, von welchem wir ausgingen, dass nämlich der Mensch es sey, welcher<br />

der gesammten, ihn umgebenden Natur die höchste Würde und Bedeutung verleihe. Der<br />

rothe Ureinwohner America's wird sich kaum je auf jene Stufe erheben, dass er Gesetzgeber<br />

und Veredler der ihm untergeordneten Natur werden dürfte. Diese Bestimmung scheint<br />

Völkern cäucasischer Race, und insbesondere romanischer Abstammung, im Zusammenwirken<br />

mit anglogermanischen und äthiopischen Stämmen verliehen. Im Conflicte dieser verschiedenartigen<br />

Bildungskräfte wird America allmälig seine geschichtliche Bestimmung gewinnen,<br />

und die auch dort heimisch gewordene Wissenschaft wird, die vaterländische Natur bis<br />

in ihr verborgenstes Walten verfolgend, jenes Gemälde ausführen, wovon wir hier, mit<br />

allzuschwacher Feder, nur einige Züge zu entwerfen versucht haben.

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