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R - Brasiliana USP

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Gerüche der in der Nähe von Ansiedfungen, besonders von Fischereien,<br />

dem Strome übergebenen animalischen Reste angelockt wird. Wir<br />

scheuten uns nirgends im schnell bewegten Strome zu baden, und ich<br />

erinnere mich nicht, nur ein einziges Krokodil in einem der Hauptcanäle<br />

gesehen zu haben, während sie in tiefen Buchten, im Röhricht<br />

sumpfiger Ufer an den Ausmündungen der Canäle, und in der Nähe<br />

von Wohnungen oft zu hunderten .beisammen vorkamen. Wenn ich<br />

übrigens den zahlreichen Aussagen vorurtheilsfreier Männer Glauben<br />

schenke, möchte die Tiefe des Amazonas, ausser den eben erwähnten<br />

grossen Amphibien, noch einige Arten von Wasserschlangen beherbergen,<br />

die ihm und seinen grössten Confluenten angehören, aber die stillen<br />

Gewässer der benachbarten Seeen und Teiche verschmähen. Man<br />

hat ungeheuere grünlich oder braungefarbte Schlangen gleich treibenden<br />

Stämmen daher schwimmen gesehen, und Kinder und sogar Erwachsene<br />

sollen von ihnen hinweggeraubt worden seyn, wenn sie, was<br />

jedoch selten geschieht, auf das Land her vorsteigen. Die Indianer nennen<br />

diess Ungethüm die Flussmutter (Paranä - mala), und scheuen sich,<br />

ihm zu begegnen, noch mehr es zu tödten, weil dann ihr und des<br />

ganzen Stammes. Untergang gewiss wäre. Ein alter Ruderer auf unserer<br />

Canoa behauptete, diese furchtbare Wasserschlange bei Gurupä gesehen<br />

zu haben, und zwei Tage später habe sie seinen Bruder verschlungen.<br />

Dieser sey nämlich mit seiner Braut am Ufer des Stroms spazieren<br />

gegangen, und, an eine Stelle gelangt, wo sich in der Tiefe ein<br />

Lager des feinen schwarzen Letten bemerklich machte, womit die Indianerinen<br />

ihre Baumwollenzeuge färben, von ihr gebeten worden, einige<br />

Hände voll herauszuholen. Der Jüngling taucht in die Tiefe nieder;<br />

allein die Braut wartet lange umsonst auf seine Wiederkehr.. .Als sie<br />

endlich genauer und ängstlicher nach der Stelle blickt, von wo er wiederkommen<br />

sollte, findet sie den schwarzen Fleck in der Tiefe verschwunden,<br />

und in der Mitte des Stroms peitscht die Flussmutter die<br />

Wellen mit d^m furchtbaren Schwänze, und der unglückliche Bräutigam<br />

ist für immer hinweggerafft.* Seit Jahrtausenden schon beschäftigt<br />

sich die Phantasie der Völker mit dem Bilde solcher riesenhaften Schlan-<br />

III. Theil. 130

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