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R - Brasiliana USP

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— XXIII —-<br />

Die Krone des Palmbaums wird gleich einer einzigen Knospe durch den Schaft in die Luft<br />

geträgen. Im Schoosse ihrer Blätter birgt sie die Anlagen zu neuen Aesten; doch entwickeln<br />

sich diese nicht zu Laubästen, sondern, lediglich dem Geschleckte und der Fortpflanzung<br />

dienend, werden sie in Blüthenkolben und Blütbenrispen (Spadices) verwandelt:<br />

sie blühen, tragen Früchte, und werden endlich abgestossen, indem die Endknospe deu<br />

ganzen Bildungstrieb in Einer Richtung versammelt und aufwärts weiter führt. So wachsen<br />

manche Palmen Jahrhunderte lang bis zu schwindelnder Höhe himmelan, und beherrschen,<br />

nicht durch die Fülle eines domartigen Laubgewölbes, sondern durch die edle Einfachheit,<br />

die ernste Majestät ihres Baues die Phantasie des Menschen. Wo ihre Gipfel kühn<br />

über die Nacht der Urwälder in lichte Sonnenhöh'n emporragen, da begrüsst er in ihnen<br />

ein Bild jener geistigen Freiheit, zu-welcher sein Geschlecht allmälig heranreift*).<br />

Jene einfache Richtung des Längenwachstums, welche in den Monocotyledonen überwiegt,<br />

hat in den Palmen gleichsam ihren Gipfel erreicht. Der Stamm vermag in seiner<br />

Dehnung nach Oben nichts Vollkommneres hervorzubringen. So vertauschen .denn<br />

die Dicotyledonen jene organische Richtung mit einer andern, mehr zusammengesetzten,<br />

und indem sich die Knospen, Anlagen neuer Zweige und Aeste, oberirdisch nach allen Seiten<br />

hinrichten, zerfällt der einfache Stamm in eine vielfach verästete Krone. Die Stellung<br />

der Blätter, die Entwickelung oder das Fehlsehlagen der Knospen überhaupt ertheilen dem<br />

starren Pflanzengerüste der Dicotyledonen jene Mannichfaltigkeit an Ausdehnung, Umriss<br />

und vor Allem jene Fülle des Laubes, wodurch sie 6ich in der Landschaft als die volleren<br />

und grossartigeren Gestalten geltend machen. Man bemerkt, dass Gewächse, deren Blätter<br />

sehr dicht stehen, verhältnissmässig weniger Knospen zu Zweigen und Aesten entwickeln,<br />

und hiedurch wird ein Vorherrschen der Hauptachsen, eine minder häufige und seheinbar<br />

minder unregelmässige Astbildung bewirkt. So findet es sich ganz besonders bei den Zapfenbäumen<br />

(Nadelhölzern, Coniferae), und die Tracht dieser im Norden überwiegen-<br />

*) Die Palmen bieten eine grosse Mannichfaltigkeit sowohl der Form- als der Grössenverhältnisse<br />

dar: die aufrechten oder niederliegenden, säulenförmigen und rohrartigen, ja bisweilen mittelst<br />

Hacken an den Blättern klimmenden Stämme wechseln in einer Höhe von drei bis zu hundert und<br />

fünfzig Fuss. Welch' grosser Unterschied zwischen einer stammlosen Feldpalme (Diplothemium campestre,<br />

IM. Tab. I. vn. i.) und derAssai (Euterpe oleracea, M. Tab. I. m.), die ihre zarten kammartigen<br />

Fiederblätter hundert Fuss hoch in die Luft trägt, zwischen der Bohrpalme (Geonoma Spixiana,<br />

JH.) Tab. II. vn. 8. und der colossalen Iriartea ventricosa, JH. Tab. I. n., deren Stamm auf einem<br />

Kegel oberirdischer Wurzeln ruhend, in der Mitte so stark ausgedehnt ist, dass er Material für einen<br />

Kahn gewährt, zwischen der gewundenen, dichtbeschuppten, zwölf Schuh hohen Cocos flexuosa,<br />

M. (Tab. I. iv.), und der Cocos coronata, M. (Tab. IL iv.) , deren Stamm dreimal so hoch ansteigend<br />

am Ende mit stehenbleibenden Blattstielen, gleich einem Säulencapitale gekrönt ist, zwischen Mau~<br />

ritia aculeata, H. (Tab. II. u.), welche am Stamme mit kurzen Luftwurzeln besetzt, eine Krone von<br />

Fächerblättern ausbreitet, und den noch höheren und schlankeren Astrocaryum Jauari, M. (Tab. II.<br />

XHI.J, das mit langen ebenholzschwarzen Nadeln bewaffnet ist und gefiederte Blätter trägt. — Man<br />

vergleiche über die Palmen: Martius Genera et species Palmarum, Fol., worin viele Arten dieser<br />

schönen Gewächse in ihren landschaftlichen Umgebungen dargestellt sind.

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