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R - Brasiliana USP

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welche durch ihre Ordftnsverpflichtangen, durch gegenseitige Beaufsichtigung und gemeiniglich<br />

auch durch ein höheres Alter von solchen Ausschweifungen und von der Duldung derselben<br />

abgehalten würden. Man gebot den Directoren den Vorurtheilen entgegen zu arbeiten, welche<br />

den ehelichen Verbindungen zwischen weissen und rothen Menschen entgegenstünden; als wenn<br />

nicht die Lehren des Christenthums diess auf eine viel eindringlichere Weise thun müssten,<br />

und als wenn nicht gerade die Erhebung einzelner Weisser (welche schlechterdings keine Mischung<br />

jüdischen Blutes haben sollten!) über die Indianer von Neuem bestätigte , dass man<br />

diese für eine untergeordnete, der eigenen Bestimmung unfähige, Menschenrace hielte. Man<br />

setzte voraus, dass das gute Beispiel eines väterlichen Verhältnisses zwischen dem Director und<br />

seinen Untergebenen recht viele Indianer anlocken werde, sich aus der Wildniss in die Aldeas<br />

zu begeben, während man den behaglichen Zustand der Indianer in den Missionen und die<br />

bedeutende Menge der Neophyten in entstellten oder ganz unwahren Berichten an die Regierung<br />

zu Lissabon läugnete. So philanthropisch also die ganze Einrichtung der Directorien bei oberflächlicher<br />

Betrachtung erschien, so lag ihr doch tiefgewurzelter Hass und Eifersucht gegen die<br />

Ordensverbindungen, und überdiess auch eine Finanzspeculation zum Grunde. Die geistlichen<br />

Orden hatten keine andere Abgaben zu entrichten, als die Ausfuhrzölle von denjenigen Handelsartikeln<br />

, welche sie auf eigene Rechnung von ihren Negersclaven und Indianern gewinnen liessen.<br />

Nach dem Plane des Directoriums aber sollten nun die Indianer stärker besteuert, es<br />

Sollte mehr Arbeit von ihnen gefordert werden. Die Zehnten gehörten schon seit langer Zeit<br />

dem Aerar, welches dagegen die Geistlichen (im Allgemeinen mit einer Congrua von 80 Milreis)<br />

besoldete. Nun sollte aber von dem Ertrage der Agricultur, Viehzucht, etc. der Indianer<br />

nicht nur ein Zehntheil für das Aerar, sondern ausserdem ein Sechstheil für den Director abgezogen<br />

werden. Eben solche Abzüge sollten bei der Gewinnung des Fettes von den Schildkröteneiern<br />

und den Lamantinfischen, im Fischfange und dann eintreten, wenn die Indianer<br />

einer Aldea eine Expedition unternehmen würden, um die wildwachsenden Handelsartikel einzusammeln.<br />

Waren nach einer solchen Expedition die Auslagen für die Fahrzeuge, Munition<br />

und Provision u. dgl. gedeckt, welche von den Camaras der Ortschaften vorschussweise geliefert<br />

werden sollten, so musste der Rest des Ertrages unter die theilnehmenden Indianer vertheilt<br />

werden. Da aber die Indianer zu unmündig wären, um einen andern als Tauschhandel<br />

eintreten zu lassen, so gehörte es zu den Geschäften des Directors, sie bei dem Abschluss ihres<br />

Tauschhandels anzuleiten , oder diesen für sie zu betreiben. Eben so war es der Director,<br />

welcher über die Arbeiten der Indianer verfügte, und sie als Taglöhner, Ruderer, Jäger, Fischer<br />

u. dgl. um einen sehr geringen Taglohn an Privatleute vermiethete. Ausserdem lag ihm<br />

ob, über den Stand der Bevölkerung in seiner Aldea, Tabellen, und über die Zehnten aller<br />

Art, welche er für den Staat einzunehmen hatte, Rechnung zu führen. Alles erscheint in diesem,<br />

zu Lissabon bei unvollständiger Kenritniss der Verhältnisse entworfenen, Plane besser berechnet,<br />

als die Hauptsache; es fehlt nämlich eine Bürgschaft, dass der Director seine Verpflichtungen<br />

gegen die Indianer und den Staat getreulich erfülle. Man hatte es den geistlichen Orden,<br />

und namentlich den Jesuiten, zum Vorwurf gemacht, dass sie ihre Neophyten mit der<br />

Cultur oder Einsammlung von Handelsprodueten beschäftigten, und war bemüht gewesen, das<br />

Verhältniss derselben so darzustellen, als seyen sie lediglich das Werkzeug des Eigennutzes und<br />

der Herrschbegierde jener Corporationen, ohne zu bedenken , dass die Missionen, von aller<br />

Hülfe der Regierung und frommtheilnehmender Anwohner, die hier noch gar nicht vorhanden

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