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R - Brasiliana USP

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Firmaments umsäumen. Schon lächelt der Himmel aus tiefblauem Auge<br />

die Erde wieder an , und bald hat sie den Schreck vergessen. Eine<br />

Stunde länger, und keine Spur des Sturms ist mehr vorhanden; in<br />

neuer Frische, vom warmen Sonnenstrahl abgetrocknet, stehen die<br />

Pflanzen, und das Thier bewegt sich wieder nach alter Weise, den<br />

angestammten Trieben Folge leistend. So zieht der Abend heran, und<br />

neue Wolken erscheinen zwischen den weissen Flocken am Horizonte;<br />

sie fuhren bald einen violetten, bald einen fahlgelben Schein in die<br />

Landschaft ein, der harmonisch den Hintergrund der hohen Waldung,<br />

den Strom und das Meer verbindet. Die Sonne sinkt, und tritt, umgeben<br />

vom buntesten Farbenschmelze, aus dem westlichen Thore des Firmaments;<br />

Ruhe :N und Liebe hat sie der Creatur zurückgelassen;<br />

mit dem Dunkel des Abends wird Thier und Pflanze zu neuen Ahnungen<br />

fortgerissen, und trauliches' Geflüster und Schwirren belebt die<br />

Schatten des Waldes; verjüngte Liebessehnsucht athmet in den wollüstreichen<br />

Düften, die aus neu erschlossenen Blumen strömen: die Natur<br />

überlässt sich dem gewaltigen Zuge des Geschlechtes. Noch schwimmen<br />

einzelne Lichtblicke im Abglanz der untergegangenen Sonne um<br />

die Firsten, da steigt in stiller Kühle, ruhig, mild und geisterhaft, der<br />

silberweisse Mond über den dunklen Wald hervor, und in neue, weichere<br />

Formen verschmelzen sich die Gestalten. Es kommt die Nacht;<br />

in Schlaf und Traum sinkt die Natur, und der Aether, sich in<br />

ahnungsvoller Unermesslichkeit.über die Erde wölbend, von zahllosen<br />

Zeugen fernster Herrlichkeit erglänzend, strahlt Demuth und Vertrauen<br />

in das Herz des Menschen: die göttlichste Gabe nach einem Tag des<br />

Schauens und des Geniessens."<br />

In gleicher Folge, wie diess allgemeine Bild sie schildert, treten<br />

hier in Parä *) von Tag zu Tag, wenigstens einen grossen Theil des<br />

*) Unser erster Aufenthalt zu Para fiel in die-Monate Juli und August, der- zweite in<br />

Aprilj Mai und Juni. Wir lernten daher den Wendepunct in diesem Aequatorialklima, welcher<br />

in die Monate October nnd November fallt, nicht aus eigener Anschauung kennen. Von August<br />

bis October wird das Klima immer trockner, und man beobachtet dann die Regen weniger<br />

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