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R - Brasiliana USP

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— XXXVIII —<br />

versuchten sie dem Reize zu trotzen, unter scharfen Winkeln nach Oben. Diess geheimnissvolle<br />

Automatenleben gewisser Pflanzen erinnert an jene untergeordnetenTbiergeschlechter,<br />

die Zoophyten, welche im Grunde des Meeres gleichsam nach vegetabilischen Gesetzen<br />

sich ernähren und wachsen. Wie dort Tauseride von Polypen, an einen gemeinsamen Stamm<br />

befestigt, ihre Arme strahlig ausbreiten und zurückziehen, so hier ein ähnliches Entfalten<br />

im Laube der Pflanzen. Noch mehr Anklang zwischen diesen verschiedenartigen Wesen finden<br />

wir, wenn wir an manchen Geschlechtern tropischer Hülsenfrüchter eine von der Periodicität<br />

des Gestirnes und von dem Dunstgehalt der Atmosphäre unabhängige Bewegung, ein anima- ;<br />

lisches Erzittern, Zucken und Zusammenziehen bei Berührung wahrnehmen. Die Sinnpflan^<br />

zen (Mimosa, Schrankia) zahlen jedem leichten Lüftchen Tribut, das durch die Hecken<br />

weht, und wunderbar verbreitet sich dieses wechselnde Niederbeugen und Erstehen der<br />

Blätter bei gegenseitiger Berührung. An den Ufern des Rio de S. Francisco sind manche<br />

Landstrecken in beträchtlicher Ausdehnung fast nur mit solchen Sinnpflanzen bewachsen»,<br />

Der Tritt unserer Pferde brachte die zunächststehenden Stauden in Bewegung, und wie<br />

durch einen Zauberschlag pflanzte sich das schuldlose Spiel über den Teppich der kleinen<br />

graugrünen Blätter in weite Entfernung fort. So scheinen diese Gewächse gleichsam eine<br />

der Pflanzennatur ausserdem fremde Mimik zu,übernehmen, und wenn die.südeuropäischen.<br />

Völker sie desshalb Mimosa genannt haben', so muss man ihrer Naturauffassung Gerechtigkeit<br />

widerfahren lassen.<br />

Steigen wir von diesen schönen, blumenreichen Gestalten, in denen sich die ersten<br />

Spuren thierischer Reizbarkeit regen, herab zu den gleichsam erstarrten, trocknen, saftlosen<br />

Farn. Hier vermag sich das Blatt nicht mehr zu bunten Formen zu verklären: es<br />

fehlen die Blumen, und jener Versuch, thierische Neigungen und Gefühle, wenn schon auf<br />

niederer Stufe, in dem Gegensatze pflanzlicher Gebilde darzustellen, erlischt in dem Drange,<br />

das eigentliche Blatt in zahlreichen Wechselgestalten auszuarbeiten. Aber diese Mannichfaltigkeit<br />

in der Form des Laubes, von dem einfachsten Umrisse bis zur Zusammensetzung<br />

von tausend Fiederblättchen und Abschnitten, ist wahrhaft unübersehbar. Auf. der Bückseite<br />

der Blätter brechen kleine braune Häufchen von Fruchtkörnern hervor, und säen einen fast<br />

unsichtbaren Staub in die Wälder aus, dem schnell und üppig die jungen Farnwedel entkeimen.<br />

Desshalb hat das Mittelalter den Farnkräutern bald jeden Saamen abgesprochen,<br />

bald ihn während der warmen Nächte des Sommersolstitiums mit abergläubischer Furcht aufgesucht,<br />

die Farn wurden als Pflanzen von geisterhaften Wirkungen geschätzt und gefürchtet;<br />

siesteben, so glaubte man, mit den Zauberern im Bunde, und die Kunde von ihrer geheimnissvollen<br />

Erzeugung und Fortpflanzung wird nicht umsonst erkauft, sie verhängt über das schuldbewusste<br />

Haupt die Strafen eines dunklen Jenseits. — Die Familie der Farn ist über die ganze<br />

Erde verbreitet, aber am zahlreichsten erscheinen sie in der Nähe der Wendekreise.<br />

Die meisten lieben'den feuchten, schattigen Grund der Urwälder, andere haften mit ihren<br />

dünnen, fasrigen Wurzeln an Felsen oder Bäumen. Gewisse Arten*) verbreiten sich gesellig<br />

über Bergabhänge, über dürre, sonnige Flächen, oder dringen auf das urbar gemachte<br />

Land ein, wo sie sich üppig wuchernd ausbreiten, und des menschlichen Fleisses spotten.<br />

*) So innerhalb der Tropen: Gleichenia Hermanni, Mertensia dichotoma, Pteris caudata.

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