edition two corporate responsibility magazine ... - Phase 4 GmbH
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KULTUR<br />
6.2 Diversity<br />
Vielfalt als Vorteil<br />
Fortschrittliche Unternehmen ermutigen ihre Mitarbeiter, das Anderssein<br />
von Kollegen als Bereicherung zu erkennen. Das schafft eine offene,<br />
kreative Atmosphäre und steigert die Produktivität. Spiegeln die Beschäftigten<br />
die Vielfalt des Marktes wider, erhöht dies sogar den Geschäftserfolg.<br />
V ON SARAH MURRAY<br />
Als die amerikanische Kosmetikfirma Maybelline<br />
zu Beginn der neunziger Jahre „Shades of You“<br />
auf den Markt brachte, eine Pflegeserie für<br />
Frauen mit dunklerer Hautfarbe, zeigte das<br />
Unternehmen in einer Werbekampagne Leute<br />
unterschiedlicher ethnischer Herkunft. Binnen<br />
kurzer Zeit erzielte Maybelline mit der Produktlinie<br />
fantastische Gewinne – weil nicht nur die<br />
ursprünglich angestrebten ethnischen Zielgruppen<br />
danach verlangten, sondern auch zahlreiche<br />
Kundinnen aus traditionellen Käuferschichten.<br />
Diese Erfolgsgeschichte zeigt beispielhaft, dass es<br />
sich für Unternehmen finanziell lohnt, Vielfalt<br />
am Arbeitsplatz zu fördern. Auch in Deutschland<br />
bürgert sich hierfür der englische Begriff Diversity<br />
ein. Ebenso gewichtig ist das Argument, dass<br />
es sich angesichts der sich ändernden Zusammensetzung<br />
der Gesellschaft kein Unternehmen<br />
mehr leisten kann, Diversity zu ignorieren.<br />
Als Erste haben die angelsächsischen Länder<br />
Diversity-Prinzipien gesetzlich verankert. In den<br />
USA gelten seit der Bürgerrechtsbewegung der<br />
sechziger Jahre Gesetze gegen Diskriminierung.<br />
In Großbritannien stehen Chancengleichheit und<br />
Gleichberechtigung ethnischer Gruppen unter<br />
strengem Schutz. Aber die kontinentaleuropäische<br />
Legislative holt auf. Bis zum Jahr 2006<br />
müssen alle EU-Länder europäische Richtlinien<br />
gegen Diskriminierung auf Grund von Behinderungen,<br />
ethnischer Herkunft, Geschlecht, sexueller<br />
Orientierung und Religion sowie gegen eine<br />
Benachteiligung aus Altersgründen in nationales<br />
Recht umgesetzt haben.<br />
Die kulturelle Vielfalt in der europäischen Wirtschaft<br />
nimmt aber auch unabhängig von gesetzlichen<br />
Vorgaben zu. In der EU treten jährlich<br />
600 000 Menschen eine Stelle in einem anderen<br />
Mitgliedsland an. Multinationale Konzerne, die in<br />
zahlreichen Ländern vertreten sind, stehen vor<br />
der Chance, Mitarbeiter unterschiedlichster Herkunft<br />
und kultureller Ausrichtung zu integrieren.<br />
VIELE BRANCHEN REAGIEREN<br />
Eine weitere Ursache für den steigenden Stellenwert<br />
von Diversity in der Wirtschaft ist der Druck<br />
auf Unternehmen, neue Märkte zu erschließen<br />
und die sich wandelnden Bedürfnisse der Kunden<br />
zu erfüllen. Neue Zielgruppen rücken in den<br />
Vordergrund. Einer aktuellen Untersuchung der<br />
Internetmarktforscher von Harris Interactive and<br />
Witeck-Combs Communications zufolge beläuft<br />
sich allein die Kaufkraft der rund 14 Millionen<br />
Homosexuellen in den Vereinigten Staaten auf<br />
jährlich 450 Milliarden Dollar. Kein Unternehmen<br />
kann es sich leisten, eine so mächtige Käufergruppe<br />
zu ignorieren. Der Automobilhersteller<br />
112 Two 2003