edition two corporate responsibility magazine ... - Phase 4 GmbH
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„Man muss der Integrität und Offenheit des Marktes vertrauen können.<br />
Und wir setzen alles daran, dass das so bleibt. Vertrauen ist das Fundament<br />
unseres Geschäfts.“ Richard A. Grasso, CEO der New York Stock Exchange<br />
ten in Unternehmen, manipulierte Bilanzen und<br />
korrupte Wirtschaftsprüfer bei Konzernen wie<br />
Enron, WorldCom oder Tyco das Vertrauen verloren.<br />
Viele Amerikaner erlebten, wie sich ihre<br />
Depots zur Altersvorsorge in Luft auflösten.<br />
GEFAHR FÜRS EIGENKAPITAL<br />
Beispiel Unternehmensfinanzierung: Die Kreditvergabe<br />
ist kritischer und die Beurteilung von<br />
Unternehmen zu einem Teil des Kreditgeschäfts<br />
geworden. Die unter „Basel II“ zusammengefassten<br />
neuen Eigenkapitalvorschriften für Banken<br />
machen ein strafferers Risikomanagement notwendig.<br />
Dennoch gilt: „Wo Kredite nötig und<br />
wirtschaftlich vertretbar sind, werden Unternehmen<br />
auch künftig Kredite erhalten“, erläutert<br />
Bernd Fahrholz, der Vorstandsvorsitzende der<br />
Dresdner Bank. „Wo es aber um die Abdeckung<br />
des zentralen unternehmerischen Risikos geht, ist<br />
Eigenkapital notwendig. Das kann nicht länger<br />
durch Kredite ersetzt werden.“ Die Banken müssen<br />
die Kreditkonditionen der jeweiligen Risikosituation<br />
des Kunden anpassen.<br />
Tatsächlich fehlt vielen Firmen das Geld für Investitionen<br />
oder für die Überbrückung von Durststrecken.<br />
Die steigende Zahl an Insolvenzen – im Jahr<br />
2003 wird mit mehr als 40 000 ein Rekord erwartet<br />
– zeigt die Folgen des Finanzierungsdilemmas.<br />
„Deutschland steht am Ende der Wachstumsskala,<br />
aber vorn beim Pleitenranking in Europa“, resümiert<br />
Helmut Rödl, Hauptgeschäftsführer des Verbands<br />
der Vereine Creditreform.<br />
Verbissen kämpft der Kapitalmarkt um seine<br />
Rehabilitierung und um das Vertrauen der Investoren.<br />
Vertrauensbildung bei Investoren ist auch<br />
oberstes Ziel der Corporate Governance, der<br />
Regeln einer veran<strong>two</strong>rtungsvollen Unternehmensführung<br />
und -kontrolle. Die „Unternehmensverfassung“<br />
gehört nun in Deutschland zum<br />
Standard börsennotierter Gesellschaften. Doch<br />
Vertrauen in die Funktionsweisen des Kapitalmarkts<br />
kann nur derjenige haben, der mit den<br />
immanenten Risiken rational umzugehen weiß.<br />
Christoph Öfele von der Schutzgemeinschaft der<br />
Kleinaktionäre (SdK) vermisst diese Fähigkeit bei<br />
den meisten privaten Aktieninvestoren noch:<br />
„Entweder verkaufen die Leute in der Baisse<br />
sämtliche Aktien und lösen ihr Depot auf, oder sie<br />
sitzen ihre Verluste auf Jahre aus. In beiden Fällen<br />
wenden sie sich vom Markt ab.“ Öfele favorisiert<br />
einen Anlegertyp, der trotz Kursverlusten stets<br />
bereit ist, Investmentchancen zu prüfen: „Nur<br />
aufgeklärte Anleger nutzen dem Kapitalmarkt.“<br />
SUCHE NACH NEUEN CHANCEN<br />
Allerdings gibt es auch positive Trends. Einer<br />
Umfrage des Forschungsinstituts Infratest zufolge<br />
stieg die Zahl der direkten Aktienbesitzer<br />
im zweiten Halbjahr 2002 um 631 000 – zum<br />
ersten Mal seit Beginn der Börsenbaisse vor zweieinhalb<br />
Jahren. Mit 5,3 Millionen direkten Aktionären<br />
gab es 13,5 Prozent mehr als im ersten<br />
Halbjahr. Viele Anleger haben bei den Tiefständen<br />
im Jahr 2002 erneut Aktien gekauft.<br />
Auch das Finanzierungsdilemma der Unternehmen<br />
scheint lösbar. Noch befindet sich die Kreditwirtschaft<br />
im Strukturwandel, in dessen Zuge sich<br />
jeder Finanzdienstleister am Markt neu positionieren<br />
muss. Das ist möglich in einer Nische, auf<br />
ausgewählten Feldern des Bankgeschäfts oder als<br />
Integrierter Finanzdienstleister wie die Allianz<br />
Group nach der Integration der Dresdner Bank.<br />
Am Ende dieses Prozesses könnte die Bereitschaft<br />
steigen, wieder Kreditrisiken zu übernehmen.<br />
Den Risikotransfer via Kapitalmarkt wird dies<br />
nicht ersetzen. Richard A. Grasso, CEO der New<br />
York Stock Exchange, ist sicher, dass die Bedeutung<br />
der Börse trotz der lang andauernden Baisse<br />
erhalten bleibt: „Man muss der Integrität und<br />
Offenheit des Marktes vertrauen können“, sagt er.<br />
„Und wir setzen alles daran, dass das so bleibt.<br />
Vertrauen ist das Fundament unseres Geschäfts.“<br />
„Entweder verkaufen<br />
die Leute in der<br />
Baisse sämtliche<br />
Aktien und lösen<br />
ihr Depot auf, oder<br />
sie sitzen ihre Verluste<br />
auf Jahre aus.<br />
Nur aufgeklärte<br />
Anleger nutzen dem<br />
Kapitalmarkt.“<br />
Christoph Öfele, 34,<br />
Schutzgemeinschaft<br />
der Kleinaktionäre<br />
Two 2003 47