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Nur 4,5 Prozent der Gesundheitsausgaben in Deutschland investieren wir in Prävention. Zahlreiche Krankheiten und hohe Folgekosten könnten durch Prävention jedoch vermieden werden. Den rund fünf Millionen Diabetes-Erkrankten etwa würde eine optimale Einstellung des Blutzuckerspiegels und des Blutdrucks helfen, Folgeerkrankungen zu vermeiden. Allein bei Typ2-Diabetikern treten jährlich 44000 Schlaganfälle, 27000 Herzinfarkte, 28000 Amputationen und 6000 Erblindungen auf.
GESUNDHEIT 4.1 Zukunftsmodelle Wertsache Gesundheit Das Beispiel Deutschland zeigt: Um Gesundheitssysteme zu reformieren, braucht es mehr als Programme zur Kostensenkung. Gefragt ist der informierte und eigenveran<strong>two</strong>rtlich handelnde Patient, der sich in einem modernen Versorgungsmodell als Kunde versteht. V ON CARSTEN GERMIS Wir befinden uns in einer Arztpraxis. Es ist ein schöner Frühsommertag im Jahr 2020. Anja Beckmann, 37 Jahre alt, hält noch die Quittung über ihre Praxisgebühr in Höhe von 15 Euro in der Hand. Es ist ihr erster Arztbesuch in diesem Jahr. Deswegen war jetzt eine Gebühr für den Besuch fällig. Der Hausarzt lobt die junge Frau. Sie achtet auf ihre Gesundheit. Sie raucht nicht, treibt Sport, legt Wert auf eine gesunde Ernährung. Die Krankenkassen belohnen das mit einem kräftigen Rabatt. Doch bei Anja Beckmanns akuten Beschwerden kann auch ihr Hausarzt nicht weiterhelfen. Er überweist sie an einen Internisten. Wer ist besonders gut auf dem Gebiet, auf dem sie Hilfe braucht? Der Arzt reicht ihr eine Liste, auf der geeignete Fachärzte verzeichnet sind. Er berät, sie vergleicht und überlegt, welcher Internist sie weiter behandeln soll. In 20 Jahren wird der Hausarzt Teil eines größeren Ärztenetzwerkes sein. Die Ärzte haben Vertragsbeziehungen zu verschiedenen Krankenkassen. Jährlich werden die Verträge neu ausgehandelt. Sie regeln nicht nur die Vergütung, auch Kriterien für die Qualität der ärztlichen Behandlung sind festgeschrieben. Der Hausarzt kennt Anja Beckmann schon seit Jahren. Deswegen weiß er auch um ihre Krankengeschichte und kann Behandlungen mit Fachärzten koordinieren. Als Anja Beckmann sich bei einem Sturz vom Fahrrad im vergangenen Jahr den Arm brach, lag sie fünf Tage im Krankenhaus. In Zusammenarbeit mit dem Hausarzt kümmerte sich ein Betreuer der Krankenversicherung um eine nahtlose Vermittlung zur Reha. DER WEG ZUM SYSTEMWECHSEL Sieht sie so aus, die schöne neue Welt des deutschen Gesundheitssystems in zwei Jahrzehnten? Vieles spricht dafür. Eine obligatorische Selbstbeteiligung der Versicherten, Rabatte für diejenigen, die sich gesundheitsbewusst verhalten, Prävention, mehr Transparenz für Patienten, mehr Wettbewerb unter den Ärzten. Die Ziele für eine umfassende Reform sind unstrittig. Erste Schritte, Two 2003 79
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