edition two corporate responsibility magazine ... - Phase 4 GmbH
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BILDUNG & WISSENSCHAFT<br />
1.1 Brasilien<br />
Das AGF Projekt zeigt, dass der Staat von Privatinitiativen<br />
viel lernen kann. In den Favelas hat er<br />
sich von seiner sozialen Veran<strong>two</strong>rtung weit<br />
gehend zurückgezogen, in der irrigen Annahme,<br />
er könne ohnehin nichts ausrichten. Verschwendung<br />
öffentlicher Mittel, Fehlplanung und Korruption<br />
haben einen Teil der für soziale Zwecke<br />
benötigten öffentlichen Gelder verschwinden lassen.<br />
In manchen Elendssiedlungen ist unterdessen<br />
ein von Drogenhändler- und Waffenschieberbanden<br />
beherrschter Parallelstaat entstanden.<br />
Auf das soziale Niemandsland sind nicht-staatliche<br />
gemeinnützige Organisationen und Privatfirmen<br />
vorgestoßen. Gut gemeint sind deren Initiativen,<br />
aber oft verpufft die Wirkung, weil die<br />
Mittel zu knapp bemessen sind, untaugliches Personal<br />
eingesetzt und zu kurzsichtig geplant wird.<br />
Doch zunehmend etablieren sich Sozialprogramme,<br />
in denen die Organisatoren auf eine umfassende,<br />
nachhaltige Wirkung achten. Die katholische<br />
Sozialhilfeorganisation Caritas etwa hat vor<br />
den Toren São Paulos ein Zentrum eingerichtet,<br />
in dem jährlich 8000 Schüler elementare Informationen<br />
über Umwelt- und Naturschutz, die veran<strong>two</strong>rtungsvolle<br />
Nutzung natürlicher Ressourcen<br />
und die Wiederverwendung von Materialien<br />
erhalten. Sie lernen beispielsweise auf einem<br />
Lehrpfad, wie man den Regenwald vor Zerstörung<br />
bewahrt. Außerdem erfahren sie, wie man<br />
aus Küchenabfällen Humus macht, Fische und<br />
Hühner züchtet, mit einfachen Mitteln aus Wasserkraft<br />
Strom erzeugt und wie geraspeltes Plastik<br />
zu Glaswolle zu verarbeiten ist.<br />
Vor allem die Verseuchung der Umwelt bewirkt,<br />
dass Brasiliens Bevölkerung allmählich beginnt,<br />
sich für Naturschutz zu interessieren – ein<br />
Beweis, dass Nachhaltigkeit kein Wohlstandsprivileg<br />
ist. Das Land kämpft mit enormen Schwierigkeiten:<br />
Jahrhundertelang wurde bei der Goldgewinnung<br />
in der Region Pantanal Quecksilber<br />
freigesetzt, das in die Böden und Gewässer<br />
gelangte. Mit den Schülern des Caritas-Projekts<br />
könnte der Wandel gefördert werden, denn die<br />
Mehrheit der Bevölkerung misst der Vernichtung<br />
des Regenwaldes weniger Bedeutung bei als die<br />
zahlreichen Kritiker der Abholzung im Ausland.<br />
Für eine bessere Lebensqualität<br />
Mit einem in Lateinamerika einmaligen Projekt zur Kinder- und Jugendbetreuung<br />
leistet die AGF Brasil Seguros gezielte Hilfe für die Ärmsten der Armen.<br />
Im Jahr 1994 gründeten die Angestellten<br />
der Allianz Tochter AGF Brasil<br />
Seguros eine gemeinnützige Gesellschaft<br />
mit dem Ziel, benachteiligte<br />
Kinder zu betreuen. Ihr Augenmerk<br />
galt Kindern und Jugendlichen in den<br />
Favelas an den Rändern der brasilianischen<br />
Metropolen. Sie wollten langfristig<br />
helfen, um bleibende Effekte zu<br />
erzielen und das Gemeinwesen zu<br />
verbessern. So tragen sich die Projekte<br />
– finanziell von AGF Brasil Seguros<br />
unterstützt – vor allem durch das große<br />
Engagement der Mitarbeiter. „Wir<br />
wollen die Lebensqualität der Menschen<br />
verbessern, indem wir in Bildungsmaßnahmen<br />
investieren“, sagt<br />
Laura Snitovski, Kommunikationschefin<br />
von AGF Allianz Südamerika,<br />
zu den Projekten in der Favela „Engenheiro<br />
Goulart“. „Denn Bildung nimmt<br />
eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung<br />
der Schwellenländer ein und trägt<br />
zur Verminderung von Armut und<br />
Gewalt bei.“ Um die Fortschritte bei<br />
den Kindern nicht zu gefährden, wurde<br />
dort das Engagement auf alle Altersgruppen<br />
bis zur Volljährigkeit ausgedehnt:<br />
Während im „Projeto Vida<br />
Nova“ 200 Kinder und Jugendliche<br />
zwischen sieben und 17 Jahren betreut<br />
werden, sind es bei „Crèche AGF<br />
Junior“ ebenso viele Kinder vom Säuglingsalter<br />
bis zu sechs Jahren.<br />
Inzwischen werden sogar die Eltern -<br />
der Kinder und Jugendlichen in die<br />
Bildungsangebote einbezogen: In der<br />
„Adult Literacy School“ erhalten 70<br />
Erwachsene Unterricht.<br />
Two 2003 15